Ein Sonntag auf der Straße. Das er jetzt kein Verlust, es war relativ warm, dunstig und regnete.
Einmal Berlin (voller Polizei, im Wedding wurde wegen einer Bombenentschärfung evakuiert und die Leute wollten wohl nicht aus den Häusern) und zurück mit Abstecher nach Perleberg, um zwei Eckvitrinen abzuholen, die auf dem Foto um einiges zierlicher gewirkt hatten. Kein Problem, das Haus verträgt große Möbel. Es war allerdings ziemliches Tetris, sie in den Transporter zu bekommen und sicherzustellen, daß sie sich nicht aneinander wund scheuern.
Auf dem Rückweg lief NDR Info. Ein Gespräch mit zwei Journalisten, die gerade aus den USA zurückkamen. Es ging um die Themen ihrer Arbeit, die sie kurz referierten.
Eine Frau sprach über ihre Arbeit in West Virginia, wo sie Bergleute interviewt hatte, die über Generationen Wähler der demokratischen Partei waren, die nun die Republikaner wählen, weil sie sich von „ihrer“ Partei nicht mehr vertreten und verstanden fühlen. Mit der abgehobenen Arroganz der Woken könne sie schon gar nichts anfangen.
Ein Mann sprach über seine Reise nach Mississippi, er präsentierte O-Töne eines Schriftstellers und einer Sängerin, es ging (unter anderem) um ein Denkmal für die afroamerikanischen Sklaven.
Was mir nicht auffiel, weil ich mich eher mit der sonderbaren Stimme der Moderatorin beschäftigt war, darauf wies mich erst der Graf hin. Die Moderatorin hielt es nicht aus, über die Bergleute zu hören. Sie unterbrach, fragte den anderen Interviewpartner, warum er denn nichts sage und als es hieß, die Bergleute sagten, daß sie nichts von der finanziellen Unterstützung für Arme hielten (von der sie selbst profitierten), grätschte sie dazwischen: „Die begreifen es einfach nicht!“ Die Journalistin erklärte, daß der amerikanische Staat im Verständnis der Bürger nicht für Wohlfahrt zuständig sei, die Moderatorin wechselt das Thema.
Sie befragt lieber den anderen Interviewpartner, wie ein Südstaatenstädtchen, das touristisch bekannt ist für seine Antebellum-Architektur (Deutsch: Fette Sklavenhaltervillen) nun ein Sklaverei-Memorial bekommen soll. Von Intellektuellen initiiert, für 60 Prozent Afroamerikaner in der Gegend sicher gut. (Davon hatte er keinen O-Ton.)
Was ist das für eine Art, sich der Welt zu nähern? Geht es wirklich darum, daß auf Sendung geht, was dem Weltbild des Menschen entspricht, der die Informationen kuratiert? Die Moderatorin war eine junge Frau, trotzdem ging es nur um liefern lassen, um Erwartungen zu erfüllen (Persönliche? Die des Senders? Die imaginierten des Senders?). Warum?