Noch ein Tag mit Hochnebel.
Morgens bekam ich die Nachricht, daß die Kühe gleich abgetrieben werden. Ich postierte mich an der Viehtrift und hatte großartige Perspektiven auf das Flusstal und die Tiere, die über den Hügel getrieben wurden. Die spektakulärste Aufnahme mißlang leider, als die Herde den Hang runterkam, das kleine Jagdmobil vorneweg, auf dessen Ladefläche der Bauer saß, mit einem Futtereimer in der Hand. Im Frühjahr geht der Auftrieb ganz schnell, die Kühe wollen raus, heute schienen sie noch nicht so große Lust auf den Stall zu haben.
Dann hackte ich etwas Holz für den großen Bullerjan und harkte Laub.
Es folgte ein nächstes Kapitel „Mama verkauft das Sommerhäuschen“. Das Notariat rief noch einmal an. Die Assistentin hatte das Grundbuchblatt nun gefunden. Den Vertragsentwurf hatte sie auch dahingehend geändert. Aber: „Ich habe da noch eine eingetragene Last gesehen. Ein Vorkaufsrecht. Wollen sie das nicht löschen lassen? Sonst muß ich den Vertrag noch mal ändern.“
Eine sehr wahrscheinlich kostenpflichtige Grundbuchänderung für Flurstücke, die einer GbR aus ca 40 Gesellschaftern gehören. In einer Situation, wo in dem Amt, bei dem ich anrief, um zu erfragen, wie man mit abgelaufenen Vorkaufsrechten umgeht, sofort der Anrufbeantworter ansprang, weil Lockdown. Weil Madame ansonsten den Vertragsentwurf ändern müßte. Kann man machen. Wenn man mit dem Klammerbeutel gepudert ist.
Nun hatten wir hier auch ein Vorkaufsrecht der Gemeinde im Grundbuch, weil denkmalgeschützte Immobilie. Da hat niemand vorher etwas getan, sondern das kam in den Vertrag, wurde abgewartet und das wars.
Dann kam noch eine Diskussion, wem sie nun was schicken solle. Mutter per Post und mir und dem Maklerbüro per Mail. „Welches Maklerbüro? Ich schicke nichts an ein Maklerbüro!“ (Das müßte sie wissen, sie hat die erste Fassung des Vertrages ausschließlich über das Maklerbüro geschickt.)
Einmal mit Profis.
Ich weiß garnicht, ob ich die Frau nicht vielleicht missverstehe. Ich habe ständig DDR-Flashbacks. Der Kunde als Bittsteller, der zuarbeiten soll, nur so viel machen wie nötig … ich habe ständig Hals und falle trotzdem in alte Verhaltensmuster zurück und fühle mich machtlos.
Nachdem ich mich mit Kuchen wieder abgeregt hatte, kratzte ich wieder Tapete von der Wand. Zu DDR-Zeiten war farbloses Latex die Geheimwaffe. Hier hat man damit Tapeten auf einen Ölsockel geklebt. Ich kratze sie nun quadratzentimeterweise wieder runter. Bei der Vorgängerin wurde an dieser Stelle Rigips mit Bauschaum an die Wand geklebt und diese Fläche mit Rauputz verputzt.
Am frühen Abend kochte ich und dann räumte ich nur noch etwas und setzte mich mit dem Strickzeug vor den Fernseher.
Farbloses Latex – ohjeohje! Ich wünsche gutes Schaffen, viel Geduld und daß das bald rum ist…