So langsam nervt der Hochnebel. Darunter weht feuchtkalter Ostwind. Im Haus wird es kalt. Deshalb heizte ich heute wieder den Bullerjan im Gartensalon. Der gute Allesfresser muß nur ordentlich was in die Luke geworfen bekommen: Weide, Holunder, Kiefer, Linde, in großen Stücken.
Mittags harkte ich Laub und herzte die Katzen. Dann kratzte ich Tapete von den Wänden und schaute mal, wie die Lehmdecke den Wasserschaden verwunden hat. Der Graf hatte Dielen so befestigt, daß sie problemlos hochgenommen werden konnten. Darunter ist alles wieder trocken, die Lehmdecke und auch die Balken, das ist gut.
Dann machten wir Flammkuchen. Beim Speck schneiden merkte ich, daß die Messer wieder geschärft werden müssen.
Abends fuhr der Graf auf Möbelsammelrunde und ich räumte noch ein bißchen rum und hängte Wäsche auf.
Spät blieb ich im Fernsehen an einer Serie namens Berlin Station hängen. Ich bin keine Serienkonsumentin, aber da habe ich ganz gern zugesehen.
Zwei Sachen blieben hängen. Die Stadt, in der ich fast 30 Jahre gelebt habe, wird ikonisch. All die Locations, die für mich mit Emotionen verbunden sind, die Sterotypen – Graffiti, Gründerzeit, Backsteinmoderne, die Atmosphäre von immer verfügbarem Sex jeder Art und Techno, garniert mit Drogen, das ist doch seit vielen Jahren vorbei (Ist es?). Es ist touristisch geworden oder eben Filmmaterial, da lebt es weiter. Was es jetzt ist, in Zeiten der Pandemie, kann ich garnicht sagen, bin selten dort, höchstens stunden-, oft nur minutenweise.
Die zweite Sache: Ich war sofort wieder im alten Beruf. Rechnete die Kosten für die Locations zusammen, überschlug die Anzahl der Komparsen und hatte Telefonate mit Leuten im Ohr, die ganz doll unbedingt mit einer Rolle dabei sein wollten, Gage egal.
Ich weiß noch nicht, wie ich über dieses Gefühl denken soll.