Der Tag war traurig.
Weil Tochter und Enkelkind eher nach Hause fuhren, denn der Inhalator und die Medikamente standen zu Hause (man kann ja nicht den ganzen Hausrat mitnehmen) und in der kleinen Lunge raschelte es.
Weil mein Vater heute vor einem Jahr gestorben ist. Weil wir ihn haben sterben lassen. So richtig wohl ist mir bei der Erinnerung daran immer noch nicht. Warum müssen Angehörige über Leben und Tod entscheiden? Warum müssen Ärzte immer weitermachen, bis so ein Körper nur noch mit Ersatzfunktionen lebt, die Seele von der Vorhölle Intensivstation schwerst traumatisiert ist und das Hirn im Trommelfeuer der Reserveantibiotika nur noch leise lallt?
Das wird hängen bleiben. Als Schuld, aber auch als Verdienst, die Würde eines Menschen gegen das „alles ist möglich“ verteidigt zu haben.
Wir machten noch einmal eine große Runde durchs Dorf mit Besuch bei Pferden, Hühnern, Kühen, Ziegen und Gänsen. Dann ging es zum Zug.
Mittags schlief ich ein Stündchen. Nachmittags wurde gewaschen und geräumt.
Ich durfte bei der Nachbarin Bohnen pflücken und bekam dazu noch Gurken, Rote Bete und eine Riesenzucchini. Dann putzte ich ziemlich intensiv, denn morgen kommen Gäste.
Gegen halb 10 war endlich Schluß, der Graf hatte essen gemacht. Jetzt wird geschlafen.
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