Berliner Aprilsommersonntag

Eine Kette von total doof gelegenen Terminen hält uns seit einer knappen Woche in Berlin fest und wir kommen vor Ende April nicht mehr nach Norden.
Dort lief alles nach dem Schema „ein Schritt vor, zwei zurück“. Neue Fußleisten im Bad, die Abflußrohre für Dusche und Badewanne sind mit dem richtigen Gefälle angemacht, neue Futter für Ofenrohre eingesetzt, dabei Mauerspalten im Schornstein geschlossen, das Loch, auf dem der abgerissene Ofen stand, ausgeflickt

und schon klemmts in der Abflussleitung im Hof und das ehemalige Bad, nun Werkstatt, bekommt nasse Füße. Also den Hof aufschippen und Sch… spülen statt tapezieren. So langsam sollten wir aber durch sein mit solchen Überraschungen.

Der Umzug ins Gutshaus verzögert sich bis Anfang Juni, wie wir angelegentlich erfuhren, also haben wir mit dem Endspurt für das kleine Haus Aufschub bekommen. Schließlich sind noch Wände zu verputzen und Böden zu schleifen.

Der Graf macht die akkuraten Sachen. Ich käme nie auf die Idee, hängende Türklinken zu reparieren und schief hängende Türen wieder einzupassen oder abzudichten, soweit es die alte Substanz hergibt. Ich kann es einfach nicht. Aber er hat recht, solche Dinge sind wichtig, auch und gerade, weil man sie als normal hinnimmt.

In Belin erwartete uns der typische zu frühe Sommer, der in der Regel von einem kalten Mai und Juni abgelöst wird. Aus lauter Übermut und weil wir schon fast da waren, gingen wir heute in die Gärten der Welt in Marzahn. Die Seilbahn ist schick, gehört aber nicht mehr zum Gelände. Will man nach dem Ausstieg in die Gärten, muß man 250m die Straße entlang laufen. Der früher vorhandene direkte Übergang ist zu.
Das Servicepersonal in allen Gaststätten und Imbissbuden ist so auf Kante genäht, daß die Locations zwar noch von Ambitionen künden, aber das Niveau ansonsten nahe Null ist. Bis hin dazu, daß man sich fehlservierte Löffel und Getränke mit dem Nebentisch austauschte, weil sie sie dort einfach mit einem Stapel Servietten versehen scheppernd hingeknallt wurden. Die Preise hatten stolzes Innenstadt-Niveau. Fast abgelaufenes Weizenbier, die Flasche für 4,90€. Da ist in Mitte das Craftbeer beim Mauerwinzer billiger und man wird vom Chef bedient.
Natürlich waren auch viel zu viel Menschen unterwegs. Die besondere Herausforderung schien darin zu bestehen, sich durch den japanischen Garten mit seinen Anhöhen und Steinstufen mit der Großfamilie inklusive Kinderwagen zu quetschen. Mann hängt mit dem Buggy fest, Frau kreischt, Kind schreit… Berliner Zen halt. Man kennt das.
Dann gibt es noch den drängelnden Berliner Hipsterpapa, der keinen Hehl daraus macht, daß er sich in seinem Leben noch nie irgendwo hinten anstellen mußte. Hatte ich schon gesagt, daß ich Menschenansammlungen hasse?

Ich glaube, die Location braucht noch einen Versuch wochentags, wenn die Rosen blühen.
Denn das Panorama ist eindrucksvoll.

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