Papierkrieg, dabei eine gute Nachricht, daß ein Amt, das begehrlich Geld forderte, endlich mal eins auf die Finger bekommen hat.
Schreiben. Lesen. Vater. Mutter.Kind. von Susanne Englmayer, aka engl.
Die Frau Engl hat Geschriebenes aus 20 Jahren in ein eBook gesammelt. Grausame Kinder- und Familiengeschichten, der ganz normale Horror dysfunktionaler Gemeinschaften. Ich ging etwas naiv ran, so lalala, mal schauen… Dann las ich mich fest und sagte zum Grafen ein über das andere Mal: Mein Gott kann die schreiben, mein Gott, ist das wahr und schrecklich und dazu so glasklar aufgezeichnet wie ein Laborbericht.
Bei Situationen, die wir alle kennen, landet man schnell in Befindlichkeitsschreiberei, weil die Distanz fehlt. Susanne Englmayers Geschichten sind weit jenseits davon. Sie hat eine klare, hohe Sprache für den Alltagshorror zwischen Flur, Küche und Kinderzimmer gefunden. Metaphern. Das Kind als versprengter Soldat zwischen den feindlichen Linien.
Die Texte sind zwar grob chronologisch in der Reihenfolge der Entstehung sortiert, machen aber einen Bogen von der Bombenkellernächten der Vorfahren, über die jungen Eltern mit ihrem Ehedrama, die dort hineingeborenen Kinder, bis hin zum Ende der nunmehr Alten. Tiefenbohrungen in die Familie werden hier unternommen und die zu Tage geförderten Sedimente gesichtet und kommentiert.
Susanne Englmayer stellt sich in die Tradition der Schreckmärchen, die zwar gesammelt, aber weil sie mit unserem romantischen Begriff von Vater, Mutter, Kind so gar nichts zu tun hatten, aus den Märcheneditionen auch schnell wieder getilgt oder verharmlost wurden, wie „Frau Trude“, „Das eigensinnige Kind“ oder „Die wunderliche Gasterei“. Ernste und wortkarge Erzählungen über Schuld, Ungehorsam, Strafe und Tod.
wobei ich hoch und heilig schwöre, daß ich schon lange keinen besuch mehr im ofen meiner schicken neuköllner hütte verfeuert habe. ganz ehrlich.
hihi!