Immer am Monatsfünften fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.
Ich schaute, daß ich halbwegs pünktlich aus dem Bett kam, denn für heute hatte sich Besuch angesagt.
Als ich die Katzen füttern wollte, die gestern Abend wie vom Erdboden verschwunden waren, kamen sie mir in einem Winkel des Hauses entgegen, den wir derzeit als Lager nutzen. Man hatte komfortabel die Nacht über in irgendwelchen dunklen Ecken gepennt, statt sich draußen im Regen im Katzenhaus zusammenzukuscheln.
Es war schön draußen, sonnig und mild und der bunte Herbst ist endlich da.
Dann gab es gedrängtes Programm. Ofen heizen, Frühstück machen, aufräumen und einen Birnen-Schokoladen-Kuchen mit Walnusskrokant backen. Es waren noch fünf Birnen vom späten Baum da, wunderbar reif und aromatisch, übermorgen sind sie hinüber.
Etwas später bügelte ich eine Tischdecke und deckte den Kaffeetisch und zuletzt hübschte ich mich noch etwas.
Der Gast kam und wir verbrachten die Zeit mit angenehmen Gesprächen und einer Hausbesichtigung.
Er hatte etwas aussortiertes Porzellan mitgebracht und ein Gedeck gab mir einen heftigen Flashback.
Das ist Weimar Porzellan, Form Katharina, ein alter Klassiker. Genau dieses Dekor bekam ich vor 38 Jahren von Großtante und Großonkel zur Hochzeit geschenkt. In allen Varianten, Kaffee- und Speiseservice und Dejeuner. Da es benutzt wurde, habe ich vor 15 Jahren die Reste an eine neu gegründete Studenten-WG mit ganz wenig Geld verschenkt. Und nun kommt ein Erinnerungsstück zurück. Wie schön.
Nachdem der Gast nach Hause gefahren war, schob ich dem Grafen eine Pizza in den Ofen. Er mußte noch nach Berlin und dort etwas abholen.
Zwischendurch wollte ich die Katzen zum Abendbrot zusammenrufen und wurde Zeugin eines Kleintierdramas. Der Nachbarkater, der vor einem Jahr zum Alpha des Reviers aufgestiegen war (der riesige halb blinde Buddy, der alte Boss, war gestorben), jagte den armen Shawn quer durch den Park, mit Geschrei und Prügel. Ich ging dazwischen und fand mein Katerchen oben in der alten Esche. Im Zweifelsfall ist er lieber ganz schnell auf dem Baum. Ich versuchte, ihn runterzulocken, schließlich hatte ich Futter. Er stieg linkisch in fünf Metern Höhe über die Äste in meine Richtung, setzte ein paar mal zum sehr hohen Sprung in die Tiefe an, statt den Stamm hinunterzuklettern und setzte sich irgendwann hin und fing an, sich die Pfoten zu putzen.
Mimi nutzte den Moment und sprang mir von einem Gartenmöbel von hinten auf den Rücken (WTF?). Die Botschaft des Katers war klar: Wenn du hinschaust, dann kann ich da nicht richtig runter. Ich drehte mich um und ging zurück zum Haus und siehe da, er war schnell abgestiegen. Es gab eine Extraportion Futter auf den Schreck und dann verabschiedete ich den Grafen.
Am Abend unterhielt ich den Ofen und strickte, zwischendurch machte ich noch ein Nickerchen. Und bald muß auch der Graf zurückkommen, aber da bin ich wahrscheinlich schon im Bett.
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