Das wird eine knappe Sache, denn das iPad hängt im wackeligen Hotel-WLAN. Es ist der Fünfte des Monats und Frau Brüllen fragt: Was machst du denn den ganzen Tag?
Ich wurde kurz nach vier Uhr wach und gegen halb Fünf las ich erst einmal eine Stunde. Meine Timeline schlief, zog in die nächste Kneipe, hatte Zeitverschiebung oder stand gerade auf. Ich ging kurz vor 6 noch einmal schlafen und lümmelte bis halb 10 im Bett herum, um anschließend in die Badewanne umzuziehen.
Nach dem Baden frühstückte ich Joghurt mit Banane, Datteln und Walnüssen. Dann räumte ich noch etwas herum und sterilisierte die Weckgläser mit Fleischbrühe fürs Kind nochmals im Backofen. Sicher ist sicher.
Gegen 12 Uhr packte ich einen ganzen Schwung Kleider aufs Bett und testete ein „seriös, aber nicht overdressed“-Outfit. Ich landete bei einem dunkelblauem Dreiviertel-Tellerrock aus weichem Wollflanell, einem weißen T-Shirt mit V-Auschnitt und einem dunkelblauen Blazer aus Doubleface-Fleece, der innen fein blauweiß gestreift ist. (Nicht selbst genäht, sondern ein Lands End Sonderangebot)
Ich stopfte Schuhe, Schminke, Schmuck und Unterwäsche in meine kleine Reisetasche. In die Techniktasche kamen iPad ,Notizblock, eine Stiftrolle und Schere, Nadel und Einfädler. Im aktuellen Quilt müssen viele Fäden verstochen werden.
Dann zog ich mich unprätentiös an, Jeans und Hoodie reichten. Der Graf war inzwischen auch fertig mit Anzug und Krawatte aussuchen und verpacken, ich bügelte ihm derweil noch ein Hemd.
Dann ging er nach unten, um die Antwort auf die Frage „Springt das Auto an?“ zu finden. – und stand keine fünf Minuten später wieder oben, denn es hätte kein Mucks getan. Jetzt hätten wir nach dem nächsten Zug schauen können, aber ich ging noch einmal nachschauen. Nicht, weil ich es besser kann, sondern weil das betagte, aber sonst wunderbar bequeme und zuverlässige Auto mittlerweile etwas sonderbar ist.
Letztens war ich der Meinung, die Batterie wäre leer und der Graf hatte es anstandslos starten können. Ich ging herunter und versuchte es. Der Anlasser tat keinen Mucks. Ich überlegte. Auf Zugfahren hatte ich keinen Bock. Vielleicht könnte man ja Starthilfe von einem Taxi bekommen. Aber vorher versuchte ich es noch mal mit Voodoo. Ich machte mit kompetenter Miene die Motorhaube auf und rüttelte an den felsenfest sitzenden Batteriekabeln. Dann versuchte ich es noch einmal. Das Auto sprang an. Der Graf brachte die restlichen Sachen nach unten, ich bewachte derweil den laufenden Motor. Puh, noch mal Glück gehabt.
Der Routenplaner versprach uns, es würde nach Greifswald diesmal schnell gehen, aber wir zuckelten gegen 3 Uhr gemächlich in Richtung Pommern. Der nächste Termin für das Projekt Zukunft und Lebensfreude ist schließlich erst am Montag Vormittag. Die Hektik eines nicht startenden Autos wollten wir uns für Montag morgen ersparen, das war schon mal die richtige Entscheidung.
In Greifswald angekommen, checkten wir im Hotel ein und machten erst einmal eine Runde durch die Stadt, um den Weg für morgen früh zu kennen. Da wir mittlerweile beide ziemlich unter Spannung stehen, denn das wird morgen top oder hop, blödelten wir hemmungslos zu dem Thema „Was war 2017 deine dümmste Idee?“
Dann suchten wir uns eine Kneipe, denn es war mittlerweile sieben Uhr abends. Der Graf aß Burger (ein Phänomen, in Greifswald sind die Bürger-Menüs in Hipster-Style-Läden teurer als in Berlin), der war so lala, meine Bratwürste mit Kürbispüree waren gut. Auf dem Klo des gotischen Hauses sah ich etwas, das ich in einem anderen Haus für eine Bausünde der frühindustriellen Neuzeit gehalten hatte – eine Holzbalkendecke im Keller. Hm. Ist das eine norddeutsche Spezialität? Oder ist das normal, wenn Keller nachträglich (wie in diesem Fall) eingebaut werden?
Wir gingen nach dem Essen zum Bahnhof. Der Graf brauchte noch ein Einschlafbier und eine Zahnbürste. Ich behauptete steif und fest, es gäbe sicher keinen Spätie in so einer Stadt. Gab es aber. Und er schloss um 20:45 Uhr (komische krumme Zeit), wir wurden netterweise noch bedient.
Wir schlenderten mit Bier, Zahnbürste und Schokoriegeln zurück zum Hotel und begannen uns dort um die paar Fitzelchen WLAN zu balgen, die im Zimmer ankamen. Jetzt geht es gleich ins Traumland und ich hoffe, die Nacht wird einigermaßen erholsam.
Die anderen Tage sind hier nachzulesen.
Oh, da bin ich aber gespann, Sie lassen sich doch nicht etwa hier bei mir niederr? Ich hoffe Ihr Termin ist gut gelaufen.
Leider hat die Sache nicht geklappt. Wir veratmen es gerade. Also weitermachen…