Frau Brüllen möchte wieder wissen, was ich getan habe. Nun denn.
Heute klingelte mein Wecker erst um 10 Minuten vor 7 und irgendwie kam ich schon früh in meiner Morgenroutine aus dem Tritt. Der erste ernstzunehmende Berliner Sommertag war schuld. Beine rasieren und Kleid bügeln waren eigentlich nicht geplant. Dann kam wie immer kurz vorm losradeln die Biokiste und ich packte schnell noch alles Gemüse in den Kühlschrank.
Mit 5 Minuten Verspätung traf ich im Büro ein, vorher gab es noch auf dem Weg eine Schrecksekunde. Eine junge Frau wäre mit ihrem Rad fast vor die Straßenbahn gerast. Alle Fußgängerampeln waren grün, nur eben nicht die an der Straßenbahntrasse an der Mitte der Straße, das übersieht man leicht. Aber der Bahnfahrer konnte noch bremsen und ich schreie auf dem Rad immer furchtbar laut reflexartig „Ach-tung!!!“ wenn es gefährlich wird. (Das erschreckt zwar diverse ausländische Touristen, weil sie das Wort wahrscheinlich nur aus Nazi-Filmen kennen, aber man regiert darauf.)
Der Arbeitstag war halbanstrengend, weil Brückentag im katholischen Deutschland und außerdem in dieser Woche erst mein dritter Arbeitstag. Der Chef wurde in den Urlaub verabschiedet. Er plant dort, nur 4 Stunden am Tag zu arbeiten. Das kommt mir alles so verdammt bekannt vor.
So langsam lerne ich auch die kleinen Büroaufregerli kennen. Offen stehende Klotüren zum Beispiel. Dass ständig jemand meine Kaffeetasse benutzt. Oder das Unvermögen von irgendwelchen Spacken, den Besteckkorb einer Miele-Spülmaschine korrekt einzuräumen.
Ich machte pünktlich Schluss. Wichtig ist, das Telefon rechtzeitig auszuschalten. Sonst kommt womöglich noch einer der üblen 5-vor-Anrufe, wo irgendjemand der Zeit hat, mal ein paar langwierige Grundsatzerklärungen von sich gibt, die Null geschäftsrelevant sind, nicht unter 20 min dauern und ganz schwer mit der Begründung „Sie! Ich hab jetzt Feierabend, Sie!“ abzuwürgen sind.
Auf dem Nachhauseweg fuhr ich noch bei Karls Erdbeerhäuschen vorbei, doch da war leider schon alles ausverkauft und geschlossen. Als ich angekommen war, warf ich schnell meine Sachen ab, ging zu Süße Sünde und aß im Weinbergspark auf der Bank sitzend Schokoladensorbet und Sahneeis.
Der Abend vergeht mit dem Grafen recht schnell – mit Resten von Sekt und Erdbeeren, Leberwurstbrot und viel Ruhe. Ganz eigentlich ist das ein Abend, an dem man noch rausgehen müsste, unten vor dem Fenster tobt das Leben. Aber ich weiß, nach einem Glas Wein im Rebkeller fiele mir der Kopf vor Müdigkeit auf die Tischplatte.
So werde ich noch etwas rumkramen, das Kleid sichten, das ich morgen zu Glams Party tragen will, Wäsche aufhängen und bald schlafen gehen, denn selbst zum Stricken bin ich zu müde.
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