0:00 Uhr
Der Graf und ich sind noch wach. Auf dem Wohnzimmertisch tuckert ein Laptop vor sich hin. Die Festplatte meines silbernen Äpfelchens ist so kaputt, dass sie sich jederzeit verabschieden kann. Der Graf zauberte Gott sei Dank aus den Tiefen seiner Schubladen einen passendenden Ersatz hervor und so beschäftigen wir uns schon den ganzen Abend mit Datenschieben: Die Film-Daten, die auf der Ersatz-Platte liegen auf eine andere kopieren und dann meine kaputte klonen. Das dauert Stunden und läuft die ganze Nacht durch. (Ich maule nieee wieder darüber, dass der Mann alles aufhebt!) Nebenher sichten und ergänzen wir den Inhalt der Biokiste für Freitag.
1:00 Uhr
Wir liegen im Bett und leuchten uns noch etwas mit iPads ins Gesicht – das Einschlafritual, noch ein bißchen Blogs lesen. Aber was ist das? Kein Internet! In diesem Nerdhaushalt kommt damit einiges ins Stocken. Ich starte die FritzBox neu und schaue noch mal nach, was die Firmware so sagt. Kein Netz, alles andere läuft. Wahrscheinlich wischen sie gerade bei der Telekom die Server feucht durch. Also geht es ohne Gutenachtgeschichte ins Bett.
7:00 Uhr
Der Graf macht sich in der üblichen Rekordgeschwindigkeit arbeitsfertig. Ich koche ihm Kaffee und schaffte es, trotz Wachkoma, Orangen unfallfrei aufzuschneiden und Saft zu pressen.
8:00 Uhr
Ich frühstücke Joghurt mit Banane und Zimtzucker, trinke meinen Morgenkaffee und lese das Netz leer. Der Regen hat nachgelassen und es ist frisch.
9:00 Uhr
Ich radele in die Torstraße zur Post, Geld einzahlen und dann die Brunnenstraße hoch zum Baumarkt, um einen Torx 6-Schraubendreher und Kabelbinder zu kaufen. Der Schraubendreher kostet fast 6! Euro und es gibt Kabelbinder in Schwarz-Rot-Gold. Kein Kommentar.
Ich fahre zurück, inzwischen ist die Sonne herausgekommen und es ist schwülwarm, ich komme in meinem Pullover bald um vor Hitze.
11:00 Uhr
Ich baue die kaputte Festplatte aus, was einfacher ist, als die Beschreibungen im Netz sagen. Ich muss nur eine Schraube lösen und vier Schrauben versetzen (dafür brauche ich den neuen Schraubendreher).
Eine Freundin kommt, um sich unseren Tapeziertisch für eine Party zu borgen, wir schwatzen kurz, dann bastele ich weiter.
Ich fahre den Laptop wieder hoch und es wird spannend, denn das dauert lange Minuten. Hinterher sehe ich in den Konsolenmeldungen, welche Verwirrung und Rückfragen das neue Bauteil auslöste. (Interessant zu wissen, die Dropbox will in so einem Fall noch mal das Paßwort für die lokalen Daten haben, um Datenklau zu vermeiden.) Ich teste noch mal durch, ob alles gut gelaufen ist.
13:00 Uhr
Ich stricke eine Stunde, während ich die Daten von der kaputten Festplatte sicherheitshalber sorgfältig löschen lasse. Schließlich ist darauf mein Leben der letzten 5 Jahre gespeichert und Archive der 10 Jahre zuvor.
Die Nähnerds – also das Me Made Mittwoch-Team – hatten mich mit Stricken angefixt und auch gleich liebevoll mit Anleitungen versorgt. Ich hätte nie gedacht, dass ich in meinem Leben noch mal mit Spaß stricke. Bisher mache ich nur Lockerungsübungen in Form von Halstüchern (bzw. einem, das ich schon dreimal aufgetrennt habe). Bis zu einem Pullover, der dann auch noch passt, ist der Weg noch lang.
Was ärgere ich mich, dass ich Omas Strickmaschine kurz nach dem Mauerfall wegwarf. Das war ein kompaktes Modell im Metallkoffer, hieß Strickfee oder so und war mit jeder Menge Zubehör wie Garnwicklern und -haspeln versehen. Und vor allem: Ich konnte sie ziemlich gut bedienen, obwohl sie fragil und zickig war.
(Wessen Oma noch so ein Teil auf dem Speicher stehen hat – her damit.)
14:00 Uhr
Die Nachricht eines Freundes, dessen Website ich betreue, trudelt ein, dass er nun wieder in den Suchmaschinen auftaucht. Gott sei Dank.
Die Seite hatte einen Schadcodebefall, den ich mit Unterstützung des Grafen schon im Februar beseitigte. Aber die Sache hatte noch einen fiesen Haken: Eine Zeile Code in einer Datei, die ich damit nicht in Zusammenhang gebracht hätte und die die Bots der Suchmaschinen wegschickt – so bleibt der Befall oft ziemlich lange unentdeckt.
14:30 Uhr
Eigentlich wollte ich in den Schrebergarten des Kindes radeln und etwas Unkraut rupfen, aber ich bin todmüde. Ich hatte schließlich nicht viel geschlafen und Palermo steckt mir doch in den Knochen. Diesmal kam ich mit einer Woche Verspätung runter und bevor ich auf die Nase falle, ist Ausruhen angesagt.
16:30 Uhr
Ich toure wieder hoch, mache mir einen Kaffee, schreibe eine Rechnung und stricke noch etwas.
17:30 Uhr
Der Graf kommt. Er hat eine Anfrage für eine Lesung und ich bossele schnell einen Vorstellungs-Kurztext. Dann bepuschele ich ihn ein bisschen.
18:00 Uhr
Badewanne, Haare waschen. Irgendwie war ich der Meinung, dass das Kind heute Abend in einem Restaurant in der Nähe ißt und wir gesagt hatten, dass wir kurz dazukämen. Nach etwas absurder Kommunikation war klar: das ist morgen.
20:00 Uhr
Ich koche Karottensuppe. Die Biomöhren sind hart wie Kruppstahl und brauchen über eine halbe Stunde, um weich zu werden.
22:00 Uhr
Ich esse einen Teller Suppe mit Joghurt und Petersilie, plaudere etwas mit dem Grafen und werde jetzt noch etwas stricken und lesen.
Und die anderen Aufzeichnungen des Monatsfünften finden sich wie immer bei Frau Brüllen.
Wir Nähnerds (wobei du ja selbst auch einer bist) sagen dann gerne etwas selbstgefällig: Wir kriegen sie alle!
Also ans Nähen oder ans Stricken. Einige von uns können auch Handsticken, vielleicht wird das ja auch mal wieder Trend, bestickte Blusen oder so.
Anyway, ich freu mich, dass du jetzt doch so Spaß an der Sache hast! Stricken ist in meinen Augen relativ nah an einer kleinen, überall möglichen Meditation.
Lg! Catherine
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