Einmal im Monat, immer am 5., fragt Frau Brüllen, was wir den ganzen Tag gemacht haben.
Mein Wecker klingelte um 7:30 Uhr und ich brauchte ein halbes Stündchen, um richtig wachzuwerden.
Ich schlurfte gegen 8 Uhr in die Küche, startete die Spülmaschine, machte mir Kaffee und Joghurt mit Birne und Banane und frühstückte erst einmal. Das erste, was ich danach tat, war, bei einem Internetversender für Spezialputzmittel anzurufen, warum ich denn seit 14 Tagen außer dem Paypal-Bescheid nichts gehört, geschweige denn geliefert bekommen hatte. Der junge Mann am Telefon war die Gelassenheit in Person. Ja, der Kanister grüne Seife mit Salmiak wäre nicht vorrätig gewesen, aber man schaue, dass man das Paket spätestens Montag auf den Weg bringe. (Wenn nicht, eskaliere ich mal ganz kurz in deren Büro, das ist hier nämlich um die Ecke. Das Lager ist leider irgendwo bei Schönefeld, da ist es dann doch nicht so kommod, die Sachen selbst abzuholen.)
Um 9 sortierte ich Wäsche, machte eine Waschmaschine fertig und probierte meine neu genähte Samt-Schlumpfhose an. Die gefiel mir so gut, dass ich sie gleich anbehielt.
Ich begann, das Wasserfallshirt aus dem gleichen Stoff zusammenzunähen, das ich mir aus meinem Shirt-Grundschnitt gebastelt hatte. Da der Schnitt meist zu groß ist, hatte ich ihn kleiner gemacht. Nur – Überraschung! – war der Nickysamt bei weitem nicht so dehnbar wie normaler Jersey. Ich hatte also arge Zweifel, ob das Teil passen würde, aber nähte erst einmal los.
Den ganzen Vormittag recherchierte parallel ich ab und zu mit dem Grafen Dinge für das kleine Haus und besprach mit ihm die nächsten Schritte.
Da es nicht unser Hauptprojekt und flächenmäßig überschaubar ist, wollen wir es weitestgehend mit Recycling-Materialien fertigmachen. Die zu recherchierenden Dinge sind Baustoffe und -teile, die woanders bei größeren Projekten übrig geblieben sind/Fehlanschaffungen waren/schnell irgendwo zurückgebaut werden sollen. Außerdem soll es eine Modulküche geben, die der Möbelschwede seit Jahren nicht mehr herstellt, weil sie so gut und solide war, daher durchforsten wir auch nach der das Internet im Trüffelschwein-Modus. (Es gibt sie noch. Aber die Preisvorstellungen der Verkäufer sind jenseits von Vernunft.)
Um 11 Uhr begannen sich unsere Gäste, ein sehr junges spanisch-polnisch-italienisches Pärchen, in den Abreisemodus zu begeben. Die beiden waren vor Verliebtheit schwer verpeilt. Um 12 hatten sie es dann auch geschafft, mit viel Gegurre und Gekicher.
Der Graf und ich machten einen Einstundeneinsatz, damit Zimmer und Bad wieder schick sind, dann hing ich Wäsche auf und ging gegen 13:30 Uhr zu REWE. Ich füllte unsere Vorräte auf, Kichererbsen, Linsen, Reis, dazu Fleisch, denn ich wollte einen Schwung Essen auf Vorrat kochen, das wir zu unseren Einsätzen in den Norden mitnehmen können. Es würde mir ersparen, am Abend vorher in der Küche zu stehen und Essen, das langsam auftaut, bringt darüber hinaus seinen eigenen Kühlschrank mit.
Auf dem Rückweg kaufte ich noch etwas bei Les Patisseries de Sebastien. Der Graf und ich tranken zu Hause einen Kaffee und aßen Vanille- und Café-Eclairs.
Dann legte ich mich gegen 14:30 Uhr für eine Stunde hin, schlief aber nicht.
Um 15:30 Uhr hängte ich wieder Wäsche auf, räumte die Spülmaschine aus und begann, einen großen Topf Curry mit Kichererbsen, Auberginen und Blumenkohl zu kochen. Nebenher bereitete ich schon das eine oder andere für gefüllte Paprikaschoten vor.
Beim Kochen dachte ich über Herrn Dr. W. nach und die deutsche Presse, die nun endlich ihren Weinstein gefunden hat. Eigentlich sollte ich dazu etwas schreiben. Attraktive Menschen in Abhängigkeitsverhältnissen zuhauf, mächtige Menschen dazu, die die Puppen tanzen lassen. Mal sehen. (Wahrscheinlich ist das Thema für mich so normal, dass ich abgebrüht und zynisch wirke, wenn ich dazu etwas schreibe.)
Um 17 Uhr war das Essen fertig und der Graf und ich aßen von dem Curry, das scharf, aber noch nicht gut genug durchgezogen schmeckte. Dann war der Adventskalender dran, denn es waren einige vergessene Türchen zu leeren.
Es war kurz vor 18 Uhr, als ich an dem Shirt weitermachte und gegen 21 Uhr war ich fertig und hatte den Nähplatz wieder aufgeräumt. (Nein, ich bin nicht schnell, ich bin langsam und pingelig.) Wie vermutet, passte es nur suboptimal. Der Wasserfallausschnitt ist zu voluminös und zu tief (merke: die Brustweite teilt man zwischen dem Wasserfall und dem seitlichen Brustabnäher auf!) und das ganze Shirt sitzt ansonsten preßwurstmäßig, vor allem an den Armen. Seufz… Das braucht noch einen nächsten Versuch, is der Schnitt paßt.
Um 21 Uhr ging ich wieder in die Küche, hatte aber so gar keine Muße mehr, weiterzukochen. Ich war einfach nur müde.
So trödelte ich etwas rum, räumte die Küche auf und nahm mir Zeit für diesen Blogpost.
Und bald geht es wohl ins Bett, wenn ich nicht schon auf dem Sofa einschlafe.
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