Es ist wieder der Monatsfünfte und Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag gemacht haben. Ich freue mich übrigens, dass sich in dem Linkup mittlerweile fast meine ganze Blogsdorfgemeinde ein Stelldichein gibt.
Gestern morgen stand ich gegen 6 auf, tat Wasser in den Heizkreislauf und fuhr die Heizung hoch. Dann legte ich mich noch einmal hin und wartete, bis es warm war.
Als ich um 8 Uhr endgültig aufstand, sah ich, dass es trotz 9 Grad minus einen romantischen Schneeschleier über Wegen und Dächern gab.
Ich frühstückte einen seelenwärmenden Maisgriesbrei, packte die Hälfte davon zum Mitnehmen in ein Döschen und räumte den letzten Kram weg, der herumlag, denn die Putzfrau kam.
Der Graf und ich verließen um halb 10 die Wohnung. Vor der Weinerei hatte der alte Kifferkämpe, der dort morgens putzt, schwungvoll seinen Wischeimer über dem Weg ausgeschüttet und ich flog auf dem Eis fast auf den Hintern.
Am Rosenthaler Platz gingen wir in getrennte Richtungen. Der Graf ins Oberholz, ich zum Schwimmbad in die Gartenstraße. Es war hundekalt, trotz Daunenmantel.
Das Bad war erstaunlich leer. Es war eine ganze Schnellschwimmerbahn frei. Dort traue ich mich sonst nicht hin, weil ich nicht mehr so fit bin und umkurve statt dessen auf den zwei aufgelassenen Spackenbahnen plaudernde alte Damen und Herren, Menschen, die mit sonderbaren Vorrichtungen wasserlaufen und letztens einen arabisch aussehenden Herren, dessen Schwimmtechnik darin bestand, mit kraftvollen synchronen Brustschwimmbewegungen unter viel Lärm und Wasserfontänen fast auf der Stelle zu bleiben.
Diesmal war ich also allein auf Bahn vier in der Mitte des Bads. Es war komisch. Ich fühlte mich, als würde ich mit einem langsamen Auto auf einer leeren Autobahn fahren. Das Futtern und Rumsitzen zum Jahreswechsel zeigte Wirkung, ich war schon mal schneller vor Weihnachten. Deshalb schaute ich auch immer aufmerksam, ob nicht womöglich genervte Sportschwimmer Anspruch auf die Bahn erheben würden, aber dem war nicht so. Mit 28 Minuten auf 1.000 m stieg ich grumpelnd aus dem Wasser. Miese Zeit, in Anbetracht dessen, dass ich nicht bremsen und niemand umschwimmen musste. (edit: fürs Schimmabzeichen in Gold würde es immer noch reichen)
Ich blieb extra lange unter der warmen Dusche stehen und zog mich langsam an, weil ich so gar keine Lust hatte, raus in die Kälte zu gehen. Erst einmal ging ich nach nebenan in die Cafeteria der Reha-Einrichtung und aß den Rest meines Frühstücks. Dann lief ich mit frosterstarrtem Gesicht die Invalidenstraße entlang und machte kurz im Rewe in der Ackerhalle halt, um Milch und ein paar Kleinigkeiten zu kaufen.
Die nächsten zweieinhalb Stunden, von 12 bis 14:30 Uhr verbrachte ich in der Stadtbibliothek mit Schreiben und Schreiben auf Twitter prokrastinieren (nicht angenehm grade, weil der Hysteriepegel wieder ganz oben ist). Ich sitze an einem längeren Text und im Moment strampele ich noch wie ein Frosch in der flüssigen Sahne, das ist noch weit entfernt von Butter.
Dann ging ich nach Hause in eine wunderbar saubere Wohnung und kochte mir erst einmal Nudeln mit Käse, Ketchup und Bierschinken. Nach dem Essen, es wurde gerade dunkel, wurde ich natürlich ganz doll müde. Statt meinen handschriftlichen Text in den Computer einzuhacken, machte ich eine halbe Stunde Mittagsschlaf bis der Graf zurückkam.
Ich recherchierte Verdienst-Daten für ein Projekt, bis der Hermes-Mann endlich kam. Er brachte das neue Überdruckventil für die Heizung. (Macht gar keinen Sinn, dafür einen Klempner zu bestellen. Die Jungen kennen die Gastherme nicht mehr und alle sind eher bestrebt, viele viele Teile neu einzubauen – ganz beliebt ist das fast unkaputtbare Ausdehnungsgefäß, ist teuer und man sieht ihm das Kaputtsein nicht an – oder zu sagen, da müsse eine neue Heizung her.)
Wir machten einen Plan, wie wir das Teil am nächsten Tag einbauen und gegen 18 Uhr begann ich, das Schnittkonstruktionsbuch von Hofenbitzer weiter durchzuarbeiten. Diesmal: Oberteilschnitt mit Abnähern. Das Buch ist schön übersichtlich. Aber ich frage mich trotzdem manchmal, wo er so nonchalante Dinge wie „und dann kürzen wir hier einfach einen Zentimeter ein!“ herholt. Mir ist ja immer lieb, zu erfahren, warum etwas so ist.
Um halb 9 war es Zeit für strickend Filme ansehen. So lange die Abende so dunkel sind, funktioniert das mit dem Beamer gut. Diesmal Harold und Maude, den ich tatsächlich noch nie gesehen hatte. Ich mochte die stilistische Konsequenz und die fortwährenden Verfremdungseffekte. Maudes Age of Aquarius-Selbstbefreiungssprech war sicherlich in den 70ern aufsehenerregend. Heute redet jede zweite pensionierte Studienrätin so und ich fand hingegen Harolds sehr formelle Mutter recht interessant. (Ich finde die liebevolle Ironie, mit der Armistead Maupin solche Leute wie Maude in Tales of the City präsentiert, wesentlich angenehmer.)
Dann sah ich noch die Hälfte von Zusammen ist man weniger allein. Den Roman mochte ich irgendwie, obwohl ich solche Geschichten sonst nicht lese, weil die inneren Monologe der Figuren verrieten, wie wütend und verzweifelt die Leute waren. Das löst der Film in allgemeines Wohlfühlagieren gut aussehender Leute mit Luxusproblemen auf. Guillaume Canet sieht zwar mit nacktem Oberkörper ziemlich gut aus, aber mir ist das zu süßstoffhaltig.
Kurz nach Mitternacht legte ich die Heizung schlafen und ging ins Bett, wo der Graf schon friedlich pennte.
Die anderen Beiträge sind hier zu lesen.
harolds mutter ist eine absolute narzisstin – die nur sich selbst sieht und unfähig zur liebe ist – deswegen die inszenierten selbstmordversuche – aufmerksamkeit für seine person.
der film ist einer meiner lieblingsfilme –
kennst du „mary & max“ –
„elling“
beide wunderbar skurill und herzerwärmend.
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