Ich habe ja nun so etwas wie einen Tagesablauf. Ganz von alleine, ohne dass das irgendwelche Kunden, denen ich zur Verfügung stehen muss, erzwangen.
Da ich sehr viel schriftlich und mit Konzentration arbeite, lasse ich mich ungern stören. Dass ich nicht so wahnsinnig viel socializen mag, ist eh klar. Intro eben.
Aber nun telefoniere ich noch weniger gern als früher. Telefonieren ist für mich mit Job konotiert. Mit Terminabstimmungen und Deals und auch damit, dass ich mich komplett verstelle oder besser, meine Berufs-Persona nach vorn lasse.
Ich telefoniere eigentlich nur streßfrei und angenehm mit dem Kind (das machen wir aber nur, wenn iMessages zu anstrengend fürs Informationsvolumen werden), den Eltern (die fassen sich noch immer kurz, wie früher, als Ferngespräche teuer waren) und der ältesten Freundin (wir verständigen uns ganz schnell, obs gerade passt oder nicht und was die Themen und die Erwartungen an das Gespräch sind). Eine weitere Freundin ist dazu gekommen, mit der Brainstorming am Telefon hervorragend geht.
Ansonsten habe ich seit Jahre Freunde, mit denen ich mich schriftlich verständige oder die ich ab und zu treffe.
Auch mit dem Grafen telefoniere ich seltenst. In der Zeit, in der wir uns kennenlernten, wechselten wir Mails und SMS. Da wir beide unsere Handys immer auf leise gestellt haben, würden wir ohnehin nur die Mailbox volltexten und der Graf ist oft mit einem Device unterwegs, das gar nicht telefonieren kann.
Also ähm, ja. Das ist leider so.
Ach übrigens, es ist scheinbar gelungen, endlich diese hässlichen, kriechenden Saufoasen totzutreten, die einem beim Vorbeifahren immer Anblicke von Klempnerdekolletes der strampelnden Männer boten. Hoffentlich bleibt das jetzt so.
Manchmal frage ich mich, ob wir nicht Zwillinge sind. (Telefonieranitpathie) .-)
Zu den Bierbikes … das ist immer zwiespältig für mich. In der Tat finde ich diese Dinge oberätzend (zumal sie hier in der Straße oft entlang fahren und selbst von weitem eine Lärmbelästigung schon vor der sexuellen Belästigung, die von denen oft ausgeht, sind. Andererseits ist mir nicht wohl dabei, wenn so Existenzen vernichtet werden. Die Argumentation des Besitzers „Wenn die Verwaltung auf sofortige Vollstreckung pocht, muss ich dichtmachen. Dann verlieren 26 Menschen ihren Job.“ allerdings … da frage ich mich durchaus, sind das überhaupt feste Jobs, können die Leute von den Jobs leben, sind es eben nur Jobs oder durchaus ernstzunehmende Beschäftigungen, die da über die Wupper gehen mögen?
Wenn die Leute dort fest arbeiten würden, hätte er das sicher anders formuliert: Ich habe Kündigungsfristen, wovon soll ich die dann bezahlen? etc. Solche Jobs sind in der Regel prekär. Und ich bin mir sicher, wenn die Leute im Tourismusbereich gut vernetzt sind (sollten sie sein, sie begegnen ja auch den anderen immer wieder), kommen sie fix unter.
Ansonsten: Hier im Viertel sucht fast jede Kneipe eine Tresenkraft und die Läden suchen händeringend Verkäufer, Bedingung ist die deutsche Sprache und die scheint grade knapp zu sein.
Das Arbeitskräfteargument ist so was wie die seltene Fledermaus bei Bauvorhaben. Damit könnte man selbst den Weiterbetrieb von Atomkraftwerken verargumentieren.
Wenn die Bierbikes nicht mehr da sind, wird es andere Angebote geben, die auch wieder Leute brauchen.
Es ist ein risikoreiches Geschäft, weil die Investition in so ein Ding teuer ist, deshalb halte ich die Angestellten für vorgeschoben. Aber nach Berlin Mitte passt so ein Unterschichten-Spielzeug nicht.