Als die Nachrichten über einen atomaren GAU irgendwo in der Sowjetunion im Westfernsehen berichteten, ging das Abwägen los. Ist es die Hysterie der Öko-Fredis? Ist halb Sibirien am Schmelzen? Ist denen eine Atombombe aus dem Flugzeug gefallen? Oder Plutonium ausgebüxt?
In diesen Zeiten war es nicht einfach, Informationen zu generieren. Die Medien im Sozialismus waren darauf trainiert, unliebsame Wahrheiten zu verschweigen oder so zu verdrehen, dass noch Jubelmeldungen oder Fehlmeldungen des Gegners der hehren großen Idee daraus wurden.
Am 26. April nachts, als der Reaktor in die Luft flog, wußte niemand etwas davon. Erst zwei Tage später ahnten die Schweden, dass etwas passiert sein musste, erst einen Tag später wurde es offiziell zugegeben. Erst 10 Tage nach der Explosion wurde kein strahlendes Material mehr in die Atmosphäre freigesetzt.
Ich war schwanger, besser, ich ahnte, dass es so war. Es war noch ganz früh, in der Phase, in dem atomare Strahlung schwerste Schäden an einem Fötus anrichtet.
Mein Vater wiegelte ab. Alles nicht so wild, ich solle mir keine Sorgen machen. Da wäre die Radonstrahlung in den alten Häusern im Erzgebirge höher oder die Strahlenbelastung auf einem Flug.
Ich starrte nachts die Decke an und fragte mich, was passiert war, was uns verschwiegen wurde und welche Konsequenzen das für das ungeborene Kind haben würde.
die westmedien,wie ich es im nachhinein erfahren habe, waren nicht besser! man hat hier auch alles extremst verharmlost.ich gehe davon aus,dass es im sinne der verhinderung der maßenpsyhose geschehen ist. aber es ist keinesfalls besser als verschweigen der wahrheit in der UdSSR. so wie angst um dein ungeborenes hattest, so hatten wir angst, dass unsere väter und brüder,die schon eigene kinder hatten, als liquidatoren mobiliesiert werden. hundertetausend menschen gaben ihr leben dafür.
Das ist auch noch einmal eine Geschichte, die außerhalb der Sowjetunion kaum jemand kennt: Die Angst dass man selbst oder die Angehörigen als Liquidator verpflichtet werden könnten. Durch die Propaganda klingt das immer so heldenhaft, als hätten sich die Leute alle freiwillig gemeldet. Aber warum sollten sie sich in Lebensgefahr begeben?