Bei Twitter stolperte ich heute über diesen Text, der sich damit beschäftigt, dass Instagram den entspannten Urlaub kaputtmacht, weil Menschen ständig nach dem besten Fotomotiv suchen, um allen mitzuteilen, was sie sehen.
Wer sich noch an japanische Touristengruppen erinnern kann, die Europa ausschließlich durch den Sucher ihrer Kamera besichtigt haben, weiß, dass das Problem nicht neu ist. Nur, heute sieht es jeder, früher vergammelten die Fotos oder Dias in irgendwelchen Kellerecken.
Richtig gute Fotos machen, ist harte Arbeit, auch wenn die Kamera mittlerweile einem einen großen Teil abnimmt. Das Wesen und das Licht eines Ortes zu entdecken, macht man nicht mal eben so. Und wenn Profis einen berühmte Ort merkfähig fotografiert haben, warum sollte man das gleiche Foto noch einmal machen wollen?
Ich meide seit langen Jahren Orte, die auf Postkarten zu sehen sind. Denn es ist hochwahrscheinlich, dass sich genau an diesem Platz, den jeder kennt und in echt sehen will, die Leute tot treten. Und viele Leute und ich, das geht ja bekanntermaßen nicht so recht zusammen.
Überhaupt ist es reichlich absurd, dass alle zu Ort X hinlaufen, der legendär sein soll, während Ort Y so ähnlich aussieht und es keinen interessiert. – Mal ganz davon abgesehen, ist doch das Abenteuer, irgendwo langzulaufen, herumzustöbern etwas zu entdecken, ganz tief in einem drin. Mit dem Nachbau von Reiseprospektfotos überträgt man dieses Gefühl kaum nach außen. Zumindest ist mir das nie gelungen. Die schönsten Orte sah ich ohne Kamera.
Und wenn etwas tatsächlich einmalig ist, nutze ich die Zeit, wenn niemand da ist: Granada und die Alhambra in einer Mondnacht, das Elbpanorama der Schrammsteine vor 9 Uhr morgens und Kap Arkona prinzipiell in der Nebensaison.
Wenn man nachts in die Alhambra reinkommt, drängeln sich da chinesische Reisegruppen und fotografieren alles unter heftigem Blitzeinsatz. So erlebt vor zwei Jahren. Glücklicherweise waren die Gruppen schnell durchgeschleust (wir haben es eilig und müssen schön zusammenbleiben), so dass ein wenig Mondlicht übrig blieb..
wahrscheinlich hatte ich vor 10 jahren mehr Glück als Verstand. ich war nachts dort fast allein.