Heute im Gespräch kreise ich wieder um die Dinge, die mich im Zusammenhang mit Angst und Ressentiments vor Flüchtlingen beschäftigen. Dass ich nicht zur euphorisch-euphemistischen Fraktion gehöre, sollte bekannt sein. Zur katastrophistischen gehöre ich auch nicht. Ich stehe eher da und denke: Hilfsbereit und anständig sein ist wichtig. Kontrolle bewahren ebenfalls. Das sind sehr bürgerliche Bedürfnisse.
Es sind komische verhakelte Assoziationen, eher Dissoziationen, die mich begleiten. Flashbacks aus den 90ern, Ereignisse und Erlebnisse, die nicht einmal unbedingt meine sind, die aber zum kollektiven Gedächtnis gehören: Zur Population der Anderen zu gehören. Mit ebenso hohen Erwartungen wie Ängsten. Die neue Gesellschaft begreifen, die vorher nur aus dem Fernsehen bekannt war. Plötzlich ist das, was man war oder konnte, nichts mehr wert. Nicht gebraucht, aber supportet werden. Von den Steuergeldern anderer zu leben, sehr großzügige Hilfe zu erhalten. Das immer wieder gesagt bekommen, hinter vorgehaltener Hand oder ins Gesicht.
Sich zu tarnen, so gut wie es geht. Über blöde Sprüche mitlachen, die einen selbst betreffen. Für bisher selbstverständliche Werte/Worte/Handlungen verspottet/verachtet zu werden. Sich nach der Vergangenheit sehnen, die noch vor ein paar Jahren ein inakzeptabler Zustand war. Von wohlwollenden Menschen vereinnahmt werden, die nicht merken, dass man andere Bedürfnisse/Erinnerungen/Werte hat. Über diese Kluft nicht reden können, außer mit den eigenen Leuten, die man schon an der kleinsten Geste erkennt.
Kulturelle Umcodierung.