Das ist Premiere. Ich bin zum ersten Mal im Winter nicht auf den Skiern sondern im Süden. Als hätte ich es geahnt, daß der Winter dieses Jahr ausfällt, hat mich schon Wochen vorher die Unlust bei dem Gedanken gepackt, etwas zu buchen, das mit Schnee zu tun hat.
Auf Fuerteventura hat es 22-26 Grad und das Meer ist erträglich zum Schwimmen. Ich freue mich darüber wie ein kleines Kind. Gott sei dank ist es einfach diesem Pauschalurlaubsknast zu entfliehen. Rein ins Autolein, weg und erst wieder aussteigen, wo es schön ist und keine rotgesichtigen Engländer mit ihrer trampeligen Brut unterwegs sind.
Die idyllischen Felsenküsten haben nur einen Makel: Sie sind von deutschen Althippies befallen, die sich die Kleider komplett vom Leibe reissen, sobald sie nur eines Stücks Strand ansichtig geworden sind. So viel gealterte Nacktheit habe ich in den letzten 10 Jahren nicht zu Gesicht bekommen. Hängende lederfarbene Haut über entfleischten Ärschen, ausgemergelte Brüste, dunkelrot gebrannte Plautzen und -oh Graus! – Geschlechtsteile jenseits erotischer Dimension.
Ähnlich grässlich sind die Ostdeutschen, schon immer der Freikörperkultur anhängend, die an Stränden, gesäumt von billigen Bettenburgen, ihr waberndes Fett spazieren tragen. Manchmal bedeckt sie noch ein Röckchen oder ein Shirt, zum Schutz gegen die Sonne aber was hängen lassen, ob oben oder unten, ist ein wichtiges Statement.
Es gab Zeiten, da war ich stolz darauf, daß ich kein Badedress besaß. Nackt sein, das hieß Freiheit. Heute bin ich stolz darauf, mich noch im speedo- oder O’Neill-Bikini sehen lassen zu können. Und ich schwöre, sobald mich die nächste Stufe des Verfalls erreicht, wickele ich mich in wallende weiße Tücher. Oder miete einen Privatstrand.