Nein, ich bin keine Frau, die zur Entäußerung oder Wiedererringung von Lebensfreude Schuhe kauft. Habe ich Schuhe gefunden, die mir gefallen und die mir passen kaufe ich sie am Liebsten einmal in hell und einmal in dunkel, damit dann auch wieder für ein paar Jahre Ruhe ist. Im Sommer trage ich sowieso nur Zehensandalen, am liebsten von Patagonia, weil die solide konstruiert sind. (Ärger, warum es diese Sandalen nicht in D gibt.)
Wenn wir von früher reden, so sind Schuhe die Dinger gewesen, die übel aussahen (man musste halt das nehmen, was da war), nur manchmal aus dem geeigneten Leder und meist aus Kunstleder waren und die man zum Einlaufen ein paar Tage zu Hause tragen sollte. Dann gab es noch diverse Tricks, um schlimme Füße zu vermeiden. Brettharte Hackenkonstruktionen mit Schmierseife bestreichen und mit dem Hammer bearbeiten zum Beispiel.
Das Fiese ist, je älter ich werde, desto schwieriger werden meine Füße. Schwellen mir nichts dir nichts an, fangen an zu schmerzen oder geben Disbalancen an die Knie weiter. Also nix mehr mit High Heels, es sei denn man trägt mich aus einer Limousine und setzt mich auf einem Barhocker ab.
Als Heman vor ein acht Jahren eine Marktanalyse eines großen Schuhhändlers auf dem Tisch hatte, die besagte, man solle dringend und schnell mit dem Schuhhandel auch ins Online-Geschäft gehen, schüttelte ich den Kopf. Eingedenk der komischen Schuhe, die man einem in Versandhauskatalogen gern als zu den Klamotten passend verkaufen wollte und die selten aus Leder waren und wenn aus Leder, dann aus so einem Ersatzprodukt mit Pappe und viel Leim bestanden, meinte ich rigoros, ich würde Schuhe nie, nie im Internet kaufen.
Bis dann immer häufiger die Momente kamen, wo ich im Schuhladen gesagt bekam, dass man mir die Schuhe, die ich so schön und passend fand, in meiner Größe leider nicht verkaufen konnte, weil „Hamwa nich / Is schon aus / Kriegnwa auch nich mehr“. Während ich früher noch manchmal Zeit investierte und andere Läden abklapperte, zu Fuß oder per Telefon (was schon Befremden auslöste) oder den Hersteller anrief (was noch größeres Befremden auslöste, dort war man mit der Kollektion schon ein Jahr voraus), konnte ich plötzlich im Internet schauen, wer mein Objekt der Begierde sonst noch vorrätig hatte. Ok. die Schuhläden haben jetzt Warenwirtschaftssysteme, wo die Verkäuferin an der der Kasse schauen kann, in welcher Filiale noch ein Paar im Lager ist oder rufen alle anderen an und fragen nach. Aber inzwischen haben sie mich als Kundin weitestgehend verloren. Ich habe keinen Bock mehr, stundenlang shoppen zu gehen, um dann mit einer Fehl- und Frustkaufquote von 20% wieder zu Hause zu stranden, ohne wirkliche Möglichkeit, das Zeug wieder zurückzugeben. (Was ja auch wieder bedeutet, sich auf den Weg dorthin zu machen.)
Ich kaufe auch Schuhe jetzt im Internet, wobei ich andere Leute frage, was sie tragen, wenn mir etwas positiv auffällt. Oder ich bleibe tatsächlich bei den Marken, die ich schon kenne und die sich an meinen Füßen bewährt haben. (Interessante Sache, wie Markenbotschaften wichtig werden, wenn optisch-haptische Botschaften nicht mehr primär da sind.)
Aber irgendwie ist das alles Murks. Ich sichte, bestelle und probiere Think!-Schuhe und habe das Gefühl, da ist man in Design und Ausführung bei uninteressanter Massenware angelangt. Sorry, die waren früher anders, vor allem interessant (aber nicht modisch) designet und trotzdem bequem. Die Aidas, die ich voriges Jahr kaufte, sind so weit geworden, dass ich darin umlenken kann, jetzt stehen hier ein paar Ballerinas mit dem Bracca-Leisten extra eine halbe Nummer kleiner und ich habe das Gefühl, in eine Schraubzwinge zu steigen, weil man vorn eine modische Schuhspitze hat, die die Zehen zusammendrückt. Soll ich hoffen, dass die sich weit laufen oder sie zurückschicken? Eine halbe Nummer größer gibt es sie auch online nirgendwo mehr.
Ich schaue nach Arcus und sehe, die gibt es im vollen Sortiment nur noch in Frankreich. (Wobei – volles Sortiment, das sind wir auch erst seit ein paar Jahren gewöhnt. Früher kaufte man das, was es im Laden gab und war happy, wenn das Sortiment in München, Wien oder London anders war.) Tiggers sind überhaupt nicht mein Stil, zu brachial, Miss L-Fire sind es eher, aber die sind in der Qualität zu mies.
Grmpf. Ich brauche einen Maßschuhmacher. Bitte einmal schlanke aber bequeme Sommerschuhe mit nicht klapperndem 3 cm-Absatz oder ganz flach in schwarz, hellbeige und cognac oder rot. Farblich analog dann noch mal Sandalen mit butterweichen geflochtenen Riemen und Korkfußbett. Mein Geschmack ist doch ganz einfach, immer nur das Beste.
Oder ich gehe im Büro barfuß und sonst in Badelatschen.
Ob es eine 3 cm – Absatzvariante dort gibt, weiß ich nicht, aber ich bin von Think (das sehe ich genau wie Du, die sind qualitativ deutlich schlechter geworden und wirken irgendwie auch zunehmend trutschig) mittlerweile bei Art und El Naturalista gelandet.
Bevor mich die Bissverletzung im Knie – wohl leider dauerhaft – auf vollkommen flache Schuhe zurückgeworfen hat, habe ich da einige etwas (!) hochhackigere Modelle erstanden und siehe da: Es lief sich ganz vorzüglich darin.
Grund dürfte die bei vielen Modellen vorhandene „Vollgummibereifung“ sein, die den Aufprall der Ferse beim Gehen deutlich abfedert und so wesentlich rücken- und gelenkschonender zu sein scheint.
Und ja: Nur noch Bestellung im Internet – alles andere ist zunehmend nervig und auch teurer. Leider.
Ah, danke für den Tipp! Da schaue ich gleich mal nach. Ja, die Think!-Ballerinas gehen zurück. Was für ein gruseliger Anblick, wenn das Fleisch über den Ausschnitt quillt.
Kenne ich: Habe mir letzten Herbst extra aus England ein Clarks-Modell mitbringen lassen, das es nur noch für den engl. Markt gab. 100% gleicher Name, gleiches Modell, gleiche Farben, gleiche Optik, gleiche offizielle Größe wie das mehrere Jahre zuvor gekaufte, geliebte, nun zerschlissene Paar. Was sollte da schon schief gehen?! Tja: Leider wurde wohl irgendwie für das Modell der Leisten oder die Größenberechnung geändert. Die 4 von vor Jahren war jedenfalls doch nicht die 4… Menno. Auf nix ist Verlass!
Aber, wooha!, bei uns hier in Pankow – in der Mühlenstraße am U Vinetastraße – bauen sich gerade ein paar Zimmermannshosen tragende Langhaar-Schuhmacher einen eigenen Laden aus. Wollen wohl im Mai eröffnen. Ich warte mal auf deren Beispielmodelle im Schaufenster. Und wenns irgendwie „vertretbar“ (har har) ist finanziell, machen die mir vielleicht dann die ersten Maßschuhe meines Lebens… Die müssen doch dann passen! Ich bin gespannt.
auch wenn’s nicht hilft: es ist tröstlich für mich zu lesen, dass ich nicht die einzige bin, die ungern schuhe kauft, weil’s immer so ein angang und das ergebnis zweifelhaft ist.
*von maßschuhen träumend ab*
Moin zusammen,
mein Schuhproblem hat sich mit Neosens lösen lassen.
Die Schuhe sind bequem, gut verarbeitet UND schick!
Ich liebäugele gerade mit einem dritten Paar…;-)
Ich kann Art auch vollumfänglich empfehlen, sowohl die flachen als auch die höheren Exemplare.
Seufz.
Von Think! habe ich mir ein Paar „Ankle Boots“ mit dem Bracca Leisten gekauft und finde die so furchtbar, dass ich sie wieder verticken werde. Ich wollte sie unbedingt gut finden, aber sie haben tatsächlich so gar nichts mit den früheren Modellen mehr zu tun.
Mir fällt noch Camper ein: da gibt es „Damas“ und „Micro“ – allerdings nicht ganz so schnuckelig wie die Patagonias. Und haben Sie schon mal bei Arche geguckt (Schuhbidu online)? Ähneln etwas den Arcus Schuhen.
Zwischen vielen weniger schönen Schuhen findet sich da immer mal wieder ein Schmuckstück. Werden in Frankreich gefertigt, haben Naturkautschuksohlen und sind sogar waschbar (Handwaschbecken).
Die Farbabgabe an den Fuß kann anfänglich etwas stören (ich habe ein Paar in so nem Shocking Pink und mußte mit der Wurzelbürste an die Füße).
Ich kaufe inzwischen alles aus dem Netz und was es da nicht gibt, existiert für mich nicht. Die Rumchaiserei in der Stadt ist immer ergebnisoffen, frustierend und ermüdend.
Seufz.
Von Think! habe ich mir ein Paar „Ankle Boots“ mit dem Bracca Leisten gekauft und finde die so furchtbar, dass ich sie wieder verticken werde. Ich wollte sie unbedingt gut finden, aber sie haben tatsächlich so gar nichts mehr mit den früheren Modellen zu tun.
Mir fällt noch Camper ein: da gibt es „Damas“ und „Micro“ – allerdings nicht ganz so schnuckelig wie die Patagonias. Und haben Sie schon mal bei Arche geguckt (Schuhbidu online)? Ähneln etwas den Arcus Schuhen.
Zwischen vielen weniger schönen Schuhen findet sich da immer mal wieder ein Schmuckstück. Werden in Frankreich gefertigt, haben Naturkautschuksohlen und sind sogar waschbar (Handwaschbecken).
Die Farbabgabe an den Fuß kann anfänglich etwas stören (ich habe ein Paar in so nem Shocking Pink und mußte mit der Wurzelbürste an die Füße).
Ich kaufe inzwischen alles aus dem Netz und was es da nicht gibt, existiert für mich nicht. Die Rumchaiserei in der Stadt ist immer ergebnisoffen, frustierend und ermüdend.
Das mit Think ist leider so. Schade drum!
Im Herbst habe ich mir auf Empfehlung einer Freundin Chie Mihara Schuhe gekauft. Man steht herrlich drin, sie sehen ungewöhnlich aus, aber beim Preis muss man schlucken.
Im Moment bekomme ich meine wunden Füße aber leider nur in Korkbetttreter.
Ich hoffe sehr, dass ich im nächsten Herbst wieder bequem stöckeln kann.