Im letzten Sommer wurde Berlin Mitte von Franchisekonzept-Drückern überfallen, die unterbeschäftigten Hipstern, die noch ein westdeutsches Erbe zu vertun hatten, anboten, entweder ein Geschäft für Bubble Tea oder für Frozen Joghurt zu eröffnen.
Schöne Idee, vor allem, wenn es bunt und eigentlich für Kinder gedacht ist. Der gemeine Hipster, mit Ed v. Schleck sozialisiert, mag alles, was ihn nicht erwachsen werden läßt.
Bubble Tea, ein Mixgetränk, das in Hongkong und China für Schulkinder interessant war, wird nun via Aufwertungskette zum „Kultgetränk aus Kalifornien“.
Frozen Joghurt habe ich schon vor 20 Jahren in Florida gesehen. Die dicken Kinder von Fort Lauderdale und ihre fetten Mütter standen danach Schlange, auf das ach so fettarme Eis kam ein knietschbuntes, süßes Topping, fertig war das Nahrungsmittel.
Mit billigsten Rohstoffen, ein bißchen Wasser, Stärke, Joghurt, Marshmallows und Kekskrümeln läßt sich richtig viel Kohle verdienen, vor allem wenn man als Franchisegeber die Maschinen und Rohstoffe vertreibt.
Eine kleine Portion Frozen Joghurt (die erstmal nach nichts schmeckt) kostet 2,30 €, die Toppings jeweils 0,30 € (Zum Vergleich: ein Kugel Häägen Dasz 2,50 €, eine Kugel Bandy Brooks 1,80 €, über den Qualitäts- und Geschmacksunterschied wollen wir mal garnicht reden).
Zum Geschmack von Bubble Tea kann ich nichts sagen, scheinbar bringt das Zeug einen zum Spucken. (Fotografiert am Henriette-Herz-Platz am S-Bahnhof Hackescher Markt)
Damit es nicht so auffällt, wie billig die Rohstoffe für die Kultnahrung sind, wird ordentlich in den stylishen Laden und anderes Design investiert. Bunt muß es sein:
Hier, hier und hier.
Und? In Berlin Mitte scheint der Hype durch zu sein. Die Karawane zieht weiter nach Köpenick, Spandau, Frankfurt(Oder) und Stralsund. Dort, wo sie hingehört, in die Unterschicht-Shopping-Malls, neben Mandy’s Nagelstudio, damit Cindy’s dickes Kind etwas Unterhaltung hat, wenn sie sich neue Glitzersteinchen auf die bunten Pornospaten kleben läßt.
Auf die Hand in der Veteranenstraße rührt sich nicht mehr. Seit der Zettel mit der Ankündigung, man sei am 12. Januar (oder war es Februar?) wieder für die Kundschaft da, aus dem Fenster verschwunden ist, ward niemand mehr im Laden gesehen. Scheinbar reichte es nicht einmal mehr für das völlig überforderte Schüler-Aushilfen-Personal, das ich bei meinen 2 oder 3 Versuchen dort antraf. Be Bubble am Weinbergsweg hat schon im Dezember die stylishen Möbel zu Geld gemacht, unter anderem stand ein Murano-Leuchter für 980 € zum Verkauf.
Joli Frozen Joghurt am Weinbergsweg macht noch Pause, am 6. März geht es wieder los. Und wenn Süße Sünde drei Läden weiter ein paar Tage später wieder mit richtigem Eis aufmacht, steht hier eine Schlange und dort gähnt leer ein stylischer Laden. Wobei leere hohe Räume einfach besser aussehen.
Himmel, die Bubble-Tea-Frozen-Joghurt-Pest hat Wien auch vor ca. 2 Jahren erreicht. Erst Bubble Tea, 1 Jahr später Frozen Joghurt. Selbstverständlich eröffnen die Läden, allesamt im Retro-Chic designt, auch nur in den „Bobo“ (=Hipster) Bezirken und erlebten einen Ansturm sondergleichen. Hat sich der Wiener erstmal an etwas gewöhnt, ist es selten totzukriegen, weshalb ich, zumindest den „Pionier“Läden hier eine etwas längere Zukunft gebe. Wobei ich mir wünschen würde, sie würden sich auch im Abwürgen von Hypes ein bisschen etwas von Berlin abschauen.
Bobo, das Wort ist viel blöder und schöner…
„Wobei leere hohe Räume einfach besser aussehen.“ – *kicher* das war gemeene!
dass es einen hype gab, bekomme ich oft erst mit, wenn er bereits wieder mit sterbengehen beschäftigt ist … aber ich bin auch nicht die zielgruppe. und mich nerven ja schon die „hippen“ benennungen: ein zeug, das deutsch „blasentee“ heißen würde (müsste?), weckt in mir nicht grade gier auf ein portiönchen chemieschlamm in quietschebunt.
*grinsend und kopfschüttelnd ab*
Sorry, ich mußte mir mal den Blasentee für den Titel klauen…
blasentee kauft sich der 13jährige nach der schule, mit seinen kumpels und kumpelinen, hoffe ich, das würde ich als grund noch gelten lassen. er findet es zu teuer (um die 3nochwas), aber „lecker“. es schmeckt nach aroma, zucker, die kugeln sind entweder nur glipsch oder mit erdbeere – habe grade tapioka-perlen besorgt und will den kram mal selber machen. seeehr complicated. zimtschnecken gehn leichter.
Naja, 13jährige halt. Kann man ja verstehen. Ich meine entweder glipsch oder Erdbeere…
Und dann müssense noch Wackelpudding in grün und rot feinhacken, damit noch mehr Toppings drin sind.
(Ich hätte es als Kind nciht gemocht. Aber wenn es die anderen cool finden, auf jeden Fall mitgemacht.)
A-C-H D-U S-C-H-E-I-S-S-E !!!
t’schuldigung, wenn ich mal kurz die regionale blutgrätsche mache, aber so einen infantilen design mist kann man wohl auch nur in berlin unters volk bringen. das würde hier nicht mal in düsseldorf oder köln [geschweige den im ruhrgebiet ] auch nur für zwei monate funktionieren …
Na der Weg ist auch andersrum. Im Ruhrgebiet wird die Kohle erarbeitet und akkumuliert dann den Kindern vererbt, die in Belin was hippes draus machen.
es muss am weit fortgeschrittenen alter liegen … hip ist einfach nicht mehr meine kategorie fürs wesentliche. (o;
Allerherzlichsten Dank für das Bild und die »Pornospaten«.
Na da nich für!
Kommse ruhig öfter!