Vom Hopping-Gedanken her ginge es morgen weiter. Aber… wir kleben gerade fest.
Schwimmbad, gute Küche (seehr gutes Frühstück!) und nicht zuletzt die Option, daß einer in der Wanne liegt, der andere auf dem Bett und die Konversation entspannt möglich ist, halten uns in Schloß Wernersdorf. Wir hatten zwei Tage gebucht, wollten zwei verlängern, haben das Zimmer aber nur noch einen weiteren Tag bekommen und danach war nur noch eine kleine Butze mit Kindergalerie frei, was uns dann doch zum Weiterziehen übermorgen bringt.
Was hier so fasziniert? Also mich zumindest. Alles, was ich mir zu Hause nicht ans Bein hängen würde (selbst wenn ich es mir in einem anderen Leben leisten könnte), was ich aber sehr schätze. Eine Marmorplatte am Waschtisch, Bone China Pozellan, Riedelgläser, bretthart gestärktes Tischleinen, Tische mit dicken Nußbaumplatten, Ledersessel und -sofas von Rolf Benz in allen Varianten, Parkett aus heller Eiche und jegliche moderne Lampen aus Italien, vor denen ich auch schon mal stand und überlegte, welche Bank ich dafür überfalle.
Die Mischung aus altem Gemäuer und modener Inneneinrichtung ist es für mich. (Auch wenn in 20 Jahren alles den Charme eines Nierentisches, von den 70ern aus gesehen, haben wird.)
Nachdem ich morgens eine halbe Stunde geschwommen war, breitete ich nach dem Frühstück die Wanderkarte aus, die ich eher versehentlich erworben hatte und begann zumindest mit großer Geste, die Route für heute zu planen. Gott sei Dank intervenierte der Graf, er hätte es heute gern etwas ruhiger. Was war ich froh. Wir saßen noch eine Weile auf der Terrasse in der Sonne und dann ging ich noch einmal schlafen. Das ist nämlich im Urlaub für mich der Inbegriff des Luxus, nach dem Frühstück noch mal schlafen zu gehen. (Obwohl das eher in die sehr erschöpften Zeiten gehört.) Danach übte ich ein Stündchen Kraulen. Schwierige Sache. Da ich so auf Brustschwimmen fixiert bin (und auch ohne überflüssigen Wasserspritzer Rückenschwimmen kann), fällt mir die Koordination schwer. stimmen die Arm- und Beinbewegungen, kommt spätestens beim korrekten Atmen alles durcheinenander.
Dann ging ich eine Runde baden, dann wieder schlafen, dann spazierten wir etwas, bewunderten darauf die Berge im Abendlicht – wir sehen auf die Rübezahlkanzel und irgendeine andere, nicht zu identifiziernde Baude. Das Wetter war umgeschlagen, die dichten, niedrigen Wolken zogen ab.
Beim Abendbrot entblödete ich mich nicht, den dummen verfressenen Touri zu geben und fragte, ob denn das Entrecote auf der Karte auch eine richtige Portion sei und nicht nur ein gut aufgeräumter Teller. Wars aber – also ein ganzes Entrecote, zart wie Babypopo, dazu grüne Bohnen, grüne dicke Bohnen, kleine gelbe Bohnen und Kartoffelgratin.
PS. Der Abendportier macht heute große Freude. Ein älterer Herr, der alles im Blick hat und gern geschäftig mit einem Handscheinwerfer durch die Gegend läuft…