Wir sagten nach dem Frühstück Stonsdorf adé, indem wir noch einmal durch den Schloßpark gingen, diesmal auf die steinige und bergige Seite. (Man muß den Reußen übrigens für diese Schönheit danken. An der Stelle fiel mir ein, was Vicki Baum über den letzten Reußen schrieb, einen sehr kunstfanatischen, sehr speziellen – schwulen? – Herren, der 1945 in Buchenwald landete und dort umkam. Sie und ihr Mann arbeiteten an seinem Theater, wo es Ausdruckstanz und Neutonmusik gab.)
Im Schloß wurde derweil gewuselt, das Haus war fürs Wochenende mit einer Hochzeitsgesellschaft reserviert. Gott sei Dank muß man in Polen nicht früh aufstehen. damit man noch Frühstück im Hotel bekommt, manchmal ist der Tisch sogar bis 11 gedeckt und auschecken muß man erst mittags. Der Studiosus-Bus mit den beigen Rentnern war allerdings schon kurz nach 9 vom Hof gefahren, die anderen Autos mit deutschem Kennzeichen noch eher.
Wir wechselten 8km weiter zu Schloß 3, das noch nach Farbe riecht und wo die eine oder andere Leitung noch aus der Wand hängt, weil die Lampen fehlen. Lag das eine Schloß in felsigen baumbestandenen Hängen, ist es hier eine klare, helle Ebene, englischer Rasen (hier war lange eine Bleiche) und ein langer, kiesbestreuter Weg, auf den wir aus dem Fenster schauten.
Da wir schon für zwei Tage gebucht hatten, leistete ich mir den Aufwand, den Koffer auszupacken, damit die Sachen aushängen können. Dann gingen wir schwimmen im hauseigenen Pool, der auf beiden Seiten Glasfronten mit schönem Landschaftsblick hatte. Ich kann es mir hier auch im Winter gut vorstellen, wenn Schnee liegt.
Dann besorgten wir uns die übliche kleine Mittagsmahlzeit. Die Polen haben einige Sorten grobe geräucherte Kochwürste, die wir beide sehr mögen. (Die hab ich als Kind gehaßt, weil sie in der DDR immer nach Talg schmeckten.)
Dann stiegen wir hinauf zur Burg Kynast, die wir vom Fenster aus sehen konnten. Sie scheint ein beliebtes Touristenziel zu sein, denn der Aufstieg war umgeben von bezahlten Parkplätzen. Die Polin von Welt wandert übrigens über Stock und Stein (ein paar steile Anstiege über Felsplatten waren auch dabei) mit weißem Pailletten-Shirt, Ballerina-Schuhen, Umhängetasche und optional einem Kleinkind auf den Arm. Das ist der Moment, wo mir das Modell deutsches Gretchen mit Funktionstretern doch lieber ist. Als wie ankamen, schloß die Burg gerade, wir sind halt immer etwas spät unterwegs, was im Sommer, wenn es lange hell ist, eher gut ist, weil die Normalo-Pulks schon durch sind. Also machten wir nur eine Runde um den Berg und sahen in die Landschaft. Die Schneekoppe war wieder frei, nachdem sie den ganzen Tag in dem Wolken war.
Wir wollen ja noch immer aufsteigen, aber den Moment abzupassen, wo oben kein Nebel ist, ist nicht so einfach. Eine Aufstiegsmöglichkeit haben wir nun schon zur beiderseitigen Zufriedenheit gefunden. Denn so was will überlegt sein, denn es ist ja seeehr anstrengend, wie man liest.
Ins Schloß zurückgekehrt, legte ich mich erstmal in die Badewanne, der Graf aufs Bett. Komfortabel, wenn man sich so unterhalten kann.
Dann gingen wir ins Restaurant. Auf der Homepage drohte man mit Gourmetküche mit ganz schrecklich aufgeräumten Tellern. Also ick wees nich. Das wird nicht funktionieren, zu ambitioniert, zu abgelegen…
Aber es gab noch eine weitere Karte mit guten, bodenständigen Gerichten und so aß ich hervorragendes gekochtes Rindfleisch mit Wurzelgemüse im Sud, Kartoffeln und Meerrettich-Apfel-Rote Beete-Sauce.
Nun sitzen wir in der Bibliothek. Ein superbes fast-alleine-Gefühl…
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