Nach einem fetten Früstück verließen wir Schloß 1, das ein klitzkleines Personalproblem hat. Die beiden jungen Damen, die den Service machen, stehen eher im Weg herum und schwatzen zumeist laut miteinander, was sie nicht unbedingt sensibel dafür macht, wenn jemand wirklich mal was braucht.
Bei unserer Abfahrt am Teich vorbei schrie ich den Grafen plötzlich laut an: „Achtung, bremsen!!!“, denn die letzte kleine Ente der Familie, die die Straße gequert hatte, brauchte etwas länger. Und so Minienten sehen genauso aus wie der Asphalt.
Schloß 2 ist schon seit einigen Jahren in Betrieb und daher recht bekannt und beliebt. Hier gibt es auch noch Originalinterieur: Parkett, Granitstufen, Terrazzo und mit Stein eingelegte Holzböden, die samt und sonders auf Hochglanz gebohnert sind. hinterm Schloß ist ein Park, der auf einer Wiese einen schön inszenierten Schneekoppenblick hat. Wir entsagten heute jedem Freizeitstreß und schlenderten nur durch den Park, nippten hier und da an den Himbeeren und entdeckten am Fuß einer Tanne einen wunderschönen, ganz frisch gewachsenen Pilz.
Ins Schloß zurückgekehrt, kam uns auf der Treppe ein polnischer Großvater entgegen, der einen Bart hatte wie Rübezahl, er hielt glücklich einen großen Steinpilz in der Hand und meinte, der wäre perfekt, den müsse er seiner Enkelin zeigen.
Übrigens auch ein prägnanter Ost-West-Unterschied. Ich habe noch keinen Menschen aus dem Westen gekannt, der sich mit Pilzen auskannte (jetzt mal abgesehen von Magic Mushrooms) und die Standardbemerkung wäre ohnehin gewesen: „Steinpilz, echt, aha … und was ist mit der Strahlenbelastung?“
Nach einem halb verschlafenen, halb vertändelten Nachmittag fuhren wir kurz zu Schloß 3, um zu buchen. Man muß wissen, die Schlösser, die wir bis jetzt besucht haben, liegen im einem Umkreis von 10 km. Trotzdem verfransten wir uns, weil es im gesuchten Ort zwei Straßen gleichen Namens gab. Die erste führte uns eine Schotterstraße den Berg hinauf, bis Schluß war, die zweite unten in der Ebene war es dann. Das wird Kontrastprogramm. Von urpolnischen Herbergen zum Investment eines deutschen Rückkehrers, im April erst eröffnet. Innen ganz modern, weil nur noch die Steine verwendbar waren. Wir nahmen ein Zimmer mit Badewanne neben dem Bett…
Zurückgekehrt, hatten wir brüllenden Hunger. Die Küche in Schloß 2 ist spezialisiert auf Ente und so aßen wir Entenbrust mit Aprikosen.
Krause Glucke in (Eier-)Pfannkuchen – auch so ein Ost-West-Dings, übrigens -, junger Bovist, junger, frisch gebratener Schirmpilz… Mjam – meine Eltern machten nach Tschernobyl zwei Jahre Pilz-Pause.
Ok., ich revidiere mich. Sie sind die erste, die da sehr detaillierte Kenntnisse hat. (Und bessere als meine Eltern, bei und gab es immer nur gebratene Pilze mit Speck, weil sie nur mien Vater aß.)
Schirme des Parasolpilzes panieren und wie ein Schnitzel in der Pfanne braten. (Habe ich auf einem Schulausflug vom Lehrer gelernt. Davor kannte ich nur Steinpilze, Reherl aka Pfifferlinge und am häufigsten Maronenröhrlinge.)
Ja, das haben wir auch manchmal gemacht.