Tag5, Donnerstag
Regen. Von oben, von unten und von der Seite. Und sonst keine weiteren Herausforderungen, als den satten, müden Körper vom Frühstückstisch in den Schaukelstuhl, von da aus zur Siesta ins Bett und dann ins Auto zu tragen, um die Insel Mandö zu besichtigen.
Dort kam erstmalig die Sonne raus und es duftete nach Salzwiesengräsern. Ganz kurz switchte die Idee durch meinen Kopf, das wir doch das Lämmchen, was am Straßenrand herumlümmelte zwecks Grillierung mit uns nehmen könnten. Allein, der Graf sah sich nicht in der Lage, es zu schlachten. Schade eigentlich. Wozu reist frau mit einem Mann mit Schweizermesser?
Also fuhren wir zurück ins Hotel, wo wir am Morgen das Menü gebucht hatten (der kochende Hotelier hatte uns angesprochen, wahrscheinlich hatte er meine existenziellen Hungersnöte erahnt). Es gab Schweinefilet mit Bacon, Rosmarinkartoffeln, Zuckererbsensalat und dazu göttliches Brot, zu dem ich nicht Nein sagen konnte, Glutenunverträglichkeit hin oder her.
Dann gingen wir noch einmal ans Meer und liefen zwei Stunden durch die Nacht. Die Wolken hatten sich noch nicht verzogen, aber der Horizont war hell und der Vollmond hinter den Wolken brachte den Sand zum Glimmen. Das Wasser stieg immer höher. Es war warm und unwirklich. Im Erdseezyklus von Ursula K. LeGuin hatte ich von solchen Stimmungen gelesen. Da waren meist die eignen Geister nicht weit und der Weg in die Zwischenwelt offen.
Die nächtlichen Begegnungen eben.