Derzeit habe ich immer wieder Amtstermine. Nicht inspirierend, aber nötig. Meist sind die SachbearbeiterInnen sehr freundlich, denn Amt Mitte bedeutet ja seit einigen Jahren auch Amt Wedding und die Klientel ist da sehr, sehr speziell. Ich vermisse allerdings die ollen Ossis in den Beamtenstuben. Der Graf berichtete mir von Leuten beim sozialmedizinischen Dienst im Amt hinterm Alexanderplatz, die ihren Job wahrscheinlich schon unter Ulbricht angetreten hatten.
Jedenfalls, man freut sich, daß ich der deutschen Sprache mächtig bin, etwas Small Talk kann, mich in der zu bearbeitenden Materie kundig gemacht habe, alle Papiere dabei habe und nicht in Klage- oder Schimpfkanonaden ausbreche.
Als ich dann heute über meiner schwarzen Mappe mit den Kopien und Formularen saß und der jungen Dame mir gegenüber etwas erklären wollte, war da plötzlich ein schwarzes Loch im Kopf. Nach gut einer Minute ging es dann weiter, aber zwischendurch wußte ich nicht, was ich ihr gerade sagen wollte und worum es ging. Ich erläuterte den Hänger kurz und sie meinte „Kenn ich. Ich bin hier die Quotenbehinderte. Ich habe MS.“ Sie mußte im Gegenzug ständig nach nebenan laufen, um die Kollegen auf die Formlare schauen zu lassen, damit sie keinen Fehler macht. Liegt meine Zukunft etwa in einem Deutschen Amt im Zuständigkeitsbereich Al-… bis Bos… ? AAAAHHHH!
Um dann noch mal was Erbaulicheres kund zu tun: Nur an den Pyramiden am Berliner Airport wurde länger gebaut, nun ist der Wanddurchbruch in den letzten Arbeitsgängen. Morgen gibt es einen Stucco-Glätteseife-Marathon, weil ich dann am Stück durcharbeiten muß, der Dreck in der Wohnung ist schon längst Vergangenheit (Gott sei Dank) und nun gibt es zwei Zimmer mit Durchgang.
Man erinnere sich, eines schönen Samstags nahm der Graf den Meißel in die Hand, um zu schauen, was wirklich in der Wand drin steckt.
Siehe da, ein eichener Sturz und eine verfüllte Türöffnung. Es kamen Unmengen von Ziegelsteinen zum Vorschein.
1A Berliner Weichbrand-Vollziegel, wahrscheinlich aus irgendwelchen Trümmerfeldern, weil manchmal etwas geschwärzt und kaputt. Miz Kitty betätigte sich daher stilecht im Trümmerfrauenlook.
Leider nicht von fotografiert: Über dem Sturz lag noch ein gemauerter Bogen. Ganz eigentlich hätten wir das Brett auch rausnehmen können, das ist eh nur dazu da, die Türzarge richtig zu halten, dann hätten wir einen Bogendurchgang bekommen…
Keine zwei Wochen Bastelarbeit mit Zement, Kalk und halben Steinen später (nicht zu vergessen des Grafen heldenhafter Barnimkanten-IronMan, bei dem er über eine Tonne Bauschutt in IKEA-Tüten die Treppe runter transportierte) sieht die Sache nun so aus:
Die Kanten sind nicht schnurgrade (dafür sorgt die Dame, die keinen Geist für Details hat) und links und rechts sind auf beiden Seiten der Wand noch Steckdosen dazugekommen, dafür sorgte der Graf.
Morgen geht es dann also ans Finish, die Farbvarianten hat der Graf schon abgemustert. (Diesmal bleibt das pompeijanische Rot in der Tüte, es gibt einen dezenten Weiß-Dunkle Umbra-Mix.
(PS, die ersten drei Fotos vom Grafen, die anderen beiden von mir…)
Schöne Wohnung, soviel halt auf den Fotos zu sehen ist, wobei ich nicht bezweifle, dass der Rest ebenso wohnlich aussieht.
Die Ziegel wirken aufgrund ihrer Geschichte auf eine seltsame Weise rührend, so in der Art „Wenn Dinge sprechen könnten !“ …
Na, die Wohnung wird langsam. Die weibliche Hand arbeitet sich vor ;)