Bevor ich Glam zum aktuellen Thema mit Kommentaren die Seiten fülle, schreibe ich doch lieber selbst noch einen Artikel.
Im Moment scheint es in Ostdeutschland gefährlich zu sein, Schuppen, Schränke und Garagen aufzuräumen. Es könnten einem in Plastiktüten entsorgte Babyleichen entgegenrollen.
Erst fragte ich mich: ist das ein Asozialitätsproblem? Die Alkoholikerin in Frankfurt mit ihren acht kleinen Toten, die Asifamilie mit dem Jungen in der Kühltruhe entsprachen diesem Schema. Auch die Baumarktverkäuferin und die kettenrauchende Bullettenberlinerin am Müggelsee paßten in das Klischee „Unterschicht“. Und nun die nächste Gymnasiastin. Selbst wenn man in der Schule Biologe ab der 9. Klasse abwählen kann, sollte ein junges Mädchen ein wenig über ihren Körper Bescheid wissen. Und wissen, daß es die Pille und die danach gibt und daß sie bis zum 21. Lebensjahr kostenlos ist. Wenn nicht von der Mutter (weil die womöglich mental in noch nicht im Westen angekommen ist), so von diversen Freundinnen. Und es gibt nicht einmal mehr die Peinlichkeit, unter 16 mit einem Erziehungsberechtigten beim Gynäkologen zu erscheinen.
Das mit der Abtreibung ist tatsächlich kompliziert geworden. Es ist teuer, einen Arzt zu finden, der es macht, ist nicht einfach und dann gibt es die Hürde Beratung. Die einer Frau tatsächlich vorgaukelt, das mit dem Kind wäre nicht so schwierig. Und nach der Beratungsstunde ist sie mit ihrem Problem wieder vollkommen allein. (Was für ein Phänomen, daß sich der westdeutsche Staat in eine Entscheidung, die eine Frau nur allein fällen kann, weil sie sie letztlich auch allein verantworten muß, totalitär und autoritär einmischt.)
Wenn die Familie sie auffängt, dann werden sie Bestandteil eines anderen Trends. Sie fallen mir beim S-Bahn-Fahren auf, die Ostberliner und Brandenburger Teenagermütter. Plötzlich hat ihr Leben eine Legitimation. Keine vergebliche Lehrstellensuche mehr, keine McJobs, frei vom Vorwurf, nutzlose Herumhängerin zu sein.
Wenn die Familie wegschaut – anders kann ich mir die vielen „übersehenen“ Schwangerschaften garnicht vorstellen – wächst mit dem Bauch das Problem und unsere paradoxe gesellschaftliche Haltung zu Kindern mündet in eine ganz konkrete und private Katastrophe. Ganz schnell stillmachen das, was schreit, den Badezimmerboden putzen, nur keine Sauerei machen, keine Last sein, sich nicht lächerlich machen, nicht versagen.
Kinder sind Luxus geworden. Aber die, die in der Lage sind, sich den Luxus zu leisten, können meist keine mehr produzieren. Die, die noch Kinder produzieren können (und vielleicht unbewußt wollen) können sie sich nicht leisten.
Was ist das mittlerweile für ein Hype geworden. Kein Kind mehr ohne rund-um-die-Uhr-Überwachung und -Unterhaltung. (Wie paranoid wären wir geworden, wenn uns unsere Eltern permanent beaufsichtigt und bespielt hätten! Doktorspielen unter mütterlich-wohlwollender Aufsicht! Argh!) Teure Accessoires, pekip-Gruppen, musische Früherziehung, Kinderenglisch und Babyschwimmen. Mütterliche Imagebildung hysterischster Art über das Designerstück in Einzelauflage, das da heranwächst. (Wenn eine Familie vier hat, wird auch eines, das nicht ganz so helle ist, ohne Druck groß.)
Und dann ist da ein Mädchen, das einen dicken Bauch bekommt. Und ich glaube nicht an einen ausgeklügelten Mordplan, an vorsätzliche Brutalität. Ich vermute eher kindische Beschränktheit, die sich in Wunschträumen auslebt. Daß die Eltern kommen und sagen: wo früher zwei groß geworden sind, wird auch noch eines groß. Und der Stecher mausert sich zum fürsorglichen Papa, der Arbeit findet. Und sie kann das Baby an sich drücken, wie früher ein Kuscheltier.
Ich glaube Kinder waren schon immer Luxus. Nur sind die meisten Menschen nicht mehr Willens Zeit und Energie in sie zu investieren, den Zeit hat heute niemand mehr. Früher brauchte man Kinder. Stichwort: Altersversorgung. In den Zeiten in den Eltern mehrere Kinder aufzogen gab es noch keine IPods, kein Internet, keine Markenklamotten, man war wenn überhaupt mit einem kurzem Urlaub zufrieden und nur sehr wenige mussten um später erfolgreich einen Arbeitsplatz zu finden eine langjährige Ausbildung absolvieren. Unsere Gesellschaft verlang immer mehr von einem Indivuum. Dagegen hilt allerdings auch keine Rückkehr zu archachischen Denkeweise einer Eva Hermann. Neue Wege müssen entwickelt und gegangen werden. Frag mich aber nicht welche ;-)
Neulich hat ein junger Vater zu mir gesagt, er sei so fertig, daß er neulich zusammengebrochen sei. Unter anderem deswegen, weil er kaum noch Schlaf fände, denn er müsse schließlich immer aufpassen, wenn seine zwei Kinder (2 und 4) wach seien. Hallo?! Gehts noch?! Die schönsten Stunden am Morgen waren für mich die, an denen meine Eltern noch schlafen wollten. Da konnte man so herrlich Blödsinn machen.
He, der war mal richtig gut. Manchmal dachte ich echt, sowas würde dich nicht anheben – war erschreckend, glaub mir… Bill
Bill, das mußt du mir demnächst noch mal unter vier Augen erklären.
Mach’n wir – versprochen!