Sven Dietrich schreibt über das Bedienen von Heizungen, schön zu wissen, dass es nicht nur bei uns Gezänk Meinungsverschiedenheiten zum Thema Heizen gibt. Ich bin diejenige, die auch in eine Decke gewickelt dasitzen würde, um Gas zu sparen (aber nicht vom Kühlschrank in der Größe eines Wandschranks lassen kann), der Graf hat es lieber kuscheliger (und braucht keinen Kühlschrank).
Nun wohne ich zum ersten Mal mit Gasetagenheizung, sonst drehte ich einfach eine Zentralheizung auf oder zu und der Graf hielt sich vor meiner Zeit eher in Kaffeehäusern mit WLAN und auf Lauf- und Fahrradstrecken als in seiner Wohnung auf. Um einer Kostenexplosion vorzubeugen und um uns von den Gesellen der Heizungsfirma nicht einen vom Pferd erzählen zu lassen („Ach, dit is wahscheinlich die interne Steuerung/der Ausdehnbehälter/die Pumpe, tauschn wa aus und schaun mal, wat passiert. Kostet 300 Euro.“), habe ich mich irgendwann auch in die Bedienungsanleitung für Handwerker eingelesen, um die Heizung zu beflüstern.
Irgendein Held aus der vorher hier wohnenden WG hat nämlich den laut tickenden Thermostat aus dem Zimmer verbannt und im Flur (ungeheizt, Obergeschoß, ungedämmte, 140 Jahre alte Wohnungstür) montiert (Heizungsfredi: „Nö, dit jeht schon so.“).
Das Ergebnis war, daß die Heizung, so sie von außen thermostatgesteuert wurde (eine Einstellung, die sich „Energiesparen“ nennt), volle Pulle lief, bis in den Zimmern die Heizkörperthermostate schlossen, was meist sehr schnell ging, denn das umlaufende Wasser war so um die 80 Grad heiß. Im Flur und am Thermostat blieb es kalt, die Heizung lief weiter volle Pulle, pumpte heißes Wasser durch die Rohre, das keiner abnimmt und spuckte laut knallend das mittlerweile kochende Wasser durchs Überdruckventil in die Abwasserleitung. Deshalb füllten wir alle drei Tage Wasser nach, ich bekam Hautprobleme ob der zu trockenen Luft aus den überhitzten Heizungen, das Geknalle nervte und vom Verbrauch wollen wir mal nicht reden. Die „Energiespar“-Einstellung schaltet einfach den Thermostat für die Wassertemperatur aus und überträgt die Aufgabe an den Thermostat im Zimmer (oder eben im Flur). Den Themostat zweckdienlich zu verlegen, hieße, das Geticke im Wohnzimmer zu ertragen, eine tragende Wand zu durchbohren ist auch blöd. Einen nicht tickenden Thermostat für eine mehr als 15 Jahre alte Heizung zu kaufen, auch.
Dann erinnerte ich mich daran, daß meine Oma morgens, am Nachmittag und abends in den Keller ging und an der Heizung die Wassertemperatur des Kessels etwas umstellte, Heizkörperthermostate gab es gar nicht, nur simple Sperrventile. Also tat ich das, denn das kann die Heizung aus Mitte der 90er auch noch.
Ich drehte morgens die Heizung auf mittlere Temperatur, sie wurde zwar etwas langsamer warm, kochte aber nicht mehr. Die Heizkörperthermostate blieben auf Stufe 4, denn 20 Grad an an der Heizung heißt noch lange nicht 20 Grad in einem großen Zimmer. Da ich den Thermostat im Flur aber nicht ausschalten konnte, denn er reguliert den Betrieb der Umwälz-Pumpe, schraube ich da immer mal phantasievoll rum, bis die Pumpe anspringt oder ausgeht.
Alles ein bisschen albern und umständlich, aber ohne zusätzliche Investitionen machbar.
Und dem Typen, der die Heizung installiert hat und mit Sicherheit zu faul war, den Thermostat bis ins größte Zimmer zu legen, dem würde ich gern vors Schienbein treten.
Oh je, das erinnert mich … ich hatte in meiner allerersten eigenen Wohnung eine Gasetagenheizung. Ich bin seit dem der Meinung: brauche ich nie wieder. Ich habe nur gefroren! Und die Therme ging grundsätzlich am Wochenende kaputt und nur bei minus zehn Grad Außentemperatur! In meiner alten Wohnung gab es zwar Fernwärme aber die Anlage war spürbar alt, wer bis Abends 21 Uhr nicht die Heizkörper ordentlich aufgedreht hatte, hatte eben Peche mit Wärme in der restlichen Nacht. Dazu alte zugige Fenster und Balkontüren. Gefühlt heizte ich für wirkliche jedes Individuum, das außerhalb meiner Wohnung lebte.
Hier ist es eine ordentliche Anlage zusammen mit einer gedämmten Wohnung. Das ist ein Traum. Du kommst in den Raum, drehst für ein paar Minuten die Heizung an und wieder aus, weil es ratzfatz warm ist. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Letztes Jahr habe ich programmierbare Thermostate als Ventile installiert. Da gibt eine Booster-Funktion. Mit der öffnet man für 300 Sekunden einmal die Ventile komplett, das gibt ein sofortiges Wärmegefühl im Raum und bei diesem bis jetzt milden Winter „heize” ich fast nur noch so. Und im Bad als auch Küche hatte ich die Heizung noch nie an, weil durch den Flur die Heizungsleitungen gelegt sind – das ist wie Fußbodenheizung.
wie, gegen die wüstentrockene luft im winter kann ich was tun, direkt an der (gasetagen-) heizung? ich hab jeden winter angst um instrumente und bücher, hab aber das problem tatsächlich nie zu ende durchdacht, vielen dank dafür! wird sofort versucht.
Zumindest ist es nicht mehr alle Stunde brüllheiß in Heizungsnähe, sondern den ganzen Tag moderat warm. Der Pumpe in der Heizung tut es auch recht gut, nicht ständig aus- und angeschaltet zu werden.
Hier auch! Diese kleinen Meinungsverschiedenheiten. Der Mann sitzt fröstelnd auf dem Sofa, während ich mit drei Pullovern herumlaufe und zetere, es sei ja viel zu warm. Nein, und nochmals nein: Es sind nicht die Wechseljahre! Dann stelle ich heimlich den Thermostat ein Grad runter. Mann stellt später heimlich den Thermostat wieder höher. Und wenn der Mann das Fenster öffnet, ohne den Thermostat herunterzustellen: Erneutes Zetern meinerseits, allerdings die Wortwahl meines Vaters damals in den achtziger Jahren. „Heizen wir jetzt den Weltraum?“