Aus der Asche

In meiner heiligen Halle riecht es heute wie in Bitterfeld 1985 im Februar bei Nebel. Wieder mal eine Sache, die ich bei meiner Wohnungsuche im letzten Jahr nicht beachtet habe. Daß mein Hof an zwei Seiten von Straßen umgeben ist, die ihren billigen Wohnraum Kachelöfen verdanken. Und vorzugsweise wird stinkende Schwefelbraunkohle verfeuert. Ich dachte, die gibts gar nicht mehr.
Was mich in der Assoziationskette weiterspringen läßt nach Leipzig.
Ich war nämlich am Wochende zum ersten Mal seit den 80ern wieder in Leipzig. Die weisen Geschichten von früher laß ich jetzt mal stecken. Die würden ungefähr so anfangen: „Leipziger Schule? Pah, als ich damals mit Judy in Leipzig auf der Party von Soundso, das war noch Kunst!“ Also, vergeßt es, Babys.
Leipzig ist eine wunderschöne, saubere, sensibel restaurierte Stadt geworden und hat nichts mehr zu tun mit dem nur noch unter Vorbehalt bewohnbaren Dreckloch von früher. An den Rändern gibt es Subkultur und auch die Pfeffersäcke fühlen sich wohl, wenn sie auch nicht so zahlreich wie erwartet mit Frau und Kind eingeritten sind.
Auch für mich wäre eine Firmenadresse in Leipzig oder Dresden problematisch, wenn nicht sogar geschäftsschädigend. Schade eigentlich. Gegen eine 190 qm-Wohnung im Waldstraßenviertel hätte ich nichts oder ein Gartenhaus in erinem Hinterhof in der Südstadt.
Was mir wieder eine Erinnerung beschert: Die Gartenhausbesetzung in der Südstadt. Es wurde aufgebrochen, die Wände gestrichen, eine riesige Einweihungsparty gefeiert. Dann waren Semesterferien. Und als die Besetzer wieder da waren, war das Gartenhaus fast leer. Die Nachbarn hatten geschaut, was sie gebrauchen konnten. Und als Klaus, die Maus dann auch noch einen Stromschlag bekam beim Anfassen der Wand, da waren die Besetzerträume ausgeträumt und die vier Studenten gingen in ihr Wohnheim im Plattenbau zurück. Das, wo im Hausflur noch die Ulbrichtbilder von der Einweihung hingen.
So, das wars aber für heute mit den alten Geschichten.

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