16.12. 2022 – Glitzerwelt

Gestern aufschreiben geht nur heute, denn gestern endete heute 4:50 Uhr und zwischendurch mußte mal geschlafen werden.
Wir standen gestern moderat auf, die Katzen bekamen eine extra große Portion Futter und den Auftrag, gut aufs Haus aufzupassen.
(Also vor dem Losfahren hatte ich noch die Abdeckung einer Holzmiete, drei Vortreppen und einen Gang auf der Terrasse schneegefegt und die Holzasche weggebracht. Es war draußen wunderschönste Winterlandschaft, mit Sonnenschein und Dunst über dem Moor. Der Dunst begegnete uns wieder, als wir aus dem Dorf fuhren, die Felder begannen und wir stießen in eine Nebelwand.)
Natürlich kamen wir später los, ich trödelte und das Auto mußte noch warmlaufen. Dazu kam dann in Richtung Berlin immer dichter werdender Verkehr. Deshalb fuhren wir nicht wie geplant zuerst nach Berlin rein, um noch ein paar Regalteile zumindest in einem anderen Zimmer zu verstauen, damit die Untermieter Platz hatten. Es gab sowieso eine Mangellage an essenziellen Dingen, uns fehlten Zahnpasta und Kohlenanzünder, also gingen wir in Oranienburg erstmal zu DM. Das Kind meldete sich, sie hatte uns getrackt und brauchte noch Brot, das konnte ich dann auch gleich noch mitnehmen.
Am späten Nachmittag nahmen wir dann das Enkelkind in Empfang, plauderten noch etwas mit dem Kind, aßen zusammen Abendbrot und dann ging sie auf eine Theateraufführung, bei der der Schwiegersohn mitspielte und wir brachten das Mausebärchen ins Bett.
Diese neumodische Einschlafbegleitung hat ja nicht nur Nachteile, denn man kann als erwachsener Mensch einfach um halb 8 schlafen gehen. Das Enkelkind fragte wohlerzogen, ob sie in meinem Arm einschlafen dürfe und mit meinem kleinen Kuscheltier im Arm war ich schneller weg als sie.
Nach zwei Stunden wollte ich dann zum Grafen wechseln, der unten im Sessel neben dem Babyphone nickerte, aber das ging schief, ein empörtes „OMA!!! Wo bist du???“ rief mich wieder hoch.
Dann das Kind aber endlich eingeschlafen und auch die Junior-Familie war wieder da. Wir plauderten noch ein bißchen, ich trank ordentlich Kaffee und dann fuhr ich uns mit kurzem Zwischenhalt in Berlin, weil ein Formular in den heimischen Briefkasten zu werfen war, zurück nach Norden.
Die Fahrt begann mit -2 Grad und endete mit -15 in den Feldern kurz vor dem Dorf. Im Dorf hatte es dann -13. Der Mond und die Sterne standen darüber, frischer Raureif glitzerte wie Diamanten, es war überwiegend zauberhaft. Den Raureif hatte der Nebel gemacht, der auch in langen Bänken über der Autobahn lag. Auch da wieder – nenn mich alt – ich gehe besser mit der Geschwindigkeit runter, als blind durch unterschiedlich dichte Nebelfelder zu tauchen. Diverse LKW-Fahrer sahen das berufsbedingt natürlich anders.
Wir kamen kurz nach 3 Uhr an und dann mußten ob der Kälte noch Öfen geheizt werden, damit unsere Wohnräume nicht komplett auskühlen, das dauert sonst Tage, bis sie wieder warm sind. Ich räumte derweil etwas herum, kochte mir Tee, aß noch ein Schüsselchen Kartoffelsuppe und, siehe oben, kurz vor 5 rollte ich mich mit Kapuze und Felljäckchen auf der warmen Heizdecke zusammen.
Nun könnten wir in den nächsten 3 Tagen zu noch zwei Gelegenheiten nach Oranienburg fahren. Krippenspiel, das Enkelkind als Engel und Weihnachtsaufführung der Tanzgruppe. Also wenn, dann mit dem Zug.

Was sonst noch passierte:
Es war einer der Tage, da klappt man morgens das Internet auf und liest: Aquadom geplatzt. Sofort bebildert das Hirn das mit Szenen aus Actionfilmen.
Den schönsten Kommentar im Berlin-Style gab es hier:

Es mischte sich aber auch etwas nachdenkliches in meine Witzeleien, die ich den ganzen Tag im Kopf formulierte. Als das Aquarium vor über 20 Jahren ins Hotel schwebte, fuhr ich zufällig vorbei (was heißt, stand an der Kreuzung im Stau). Ich las darüber die pflichtschuldigen Artikel, größtes Aquarium der Welt, 8 cm dicke Scheiben, bla, zuckte die Schultern und dachte: Sind wir hier in Las Vegas oder was?
Dann besichtigte ich es einmal, ich war im Hotel bei einem Empfang, aber das war langweilig untouristisch, nachts schlafen die Fische und das Licht ist aus.
Gestern kam mir dann der etwas pathetische Gedanke: „The End of the World as we know it“. Manchmal blitzt das an so Nebensächlichkeiten auf. Ich bezweifele, daß dieses Monstrum je ersetzt wird (mal davon abgesehen, daß es eingesetzt wurde, als das Dach noch nicht auf dem Gebäude war). Es platzt zur richtigen Zeit, auch gut getimed, weil morgens kaum jemand in der Lobby unterwegs ist und die Heizkosten dem Betreiber wahrscheinlich längst die Haare vom Kopf fressen.
Andere Kleinigkeiten: Die großen Supermärkte in Berlin schließen nicht mehr um Mitternacht sondern eher, Drops Karisma Wolle besteht nun zu einem guten Teil aus Wollstaub, denn der sammelt sich auf dem Shirt darunter, Papp-Verpackungen müssen nur noch den Weg zu Kunden überstehen, werden bestempelt und nicht mehr aufwändig glanzbedruckt, Ladenregale haben auffällige Lücken.
Ein bißchen DDR-Gefühl kommt zurück und doch bin ich auch froh, denn dieser ganze überflüssige Luxus „weil wir es können und es uns angeboten wird“ fährt mal etwas zurück.
Gut, wenn man noch ein paar grundlegende Kulturtechniken beherrscht wie Öfen heizen und Vorräte anlegen.

Ach, und das noch. Hier wird es eigentlich erst im Januar/Februar richtig kalt. Mal schauen, ob die letzten zwei Wochen noch zu toppen sind.

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