Watt’n fieser Regentag. Ich machte mich auf den Weg, ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen. Aber das, was eigentlich gedacht war, war sehr kompliziert zu besorgen. So bestellte ich einen meiner Lieblingsfilme gleich in mehreren Exemplaren, für mich und zum Verschenken.
Beim Gang den Tauentzien entlang erstand ich auch noch eine Yogamatte (Motivation!) mit Tragetasche aus Leinen in 70er-Jahre-Lindgrün und aufgesticktem Mandala. Das Teil würde ich als erstes Schwarz färben müssen, bevor ich mich damit auf die Straße traue.
Dann motivierten mich Regen und Kälte zum einzigen MUSS-Kauf dieser Saison. Ich brauchte dringend warme, wasserfeste Schuhe, die lange Strecken durchhielten. Bin schließlich keine Autofahrerin mehr, die die Strecke vom Parkplatz zum Haus mit dünnen Sneakers bewältigen kann. Aber auch die waren schnell gefunden. Rot sind sie.
Ins Nestchen zurückgekehrt, drückte ich mich vor den eigentlichen Anforderungen des Lebens, indem ich im Bad werkelte. Da noch Mittagsruhe war, zeichnete ich zunächst alle Bohrlöcher an. Sehr sorgfältig, unter Zuhilfenahme von Wasserwaage, rechtem Winkel und Zollstock.
Für das Duschrollo hatte mir HeMan Federklappdübel gegeben. Nette Sache, solange man schaut, ob nicht ein paar Zentimeter über der Bohrung in die Decke ein Balken liegt. Ich schraubte und schraubt und schraubte und wunderte mich, warum die Decke Risse bekam. Ganz einfach, ich drückte sie mit dem Dübel brutal vom Balken weg nach unten. Deshalb leimte ich in die eine Seite Gipskartondübel ein und reparierte die Risse in der Decke ebenfalls mit „Kleben statt Bohren“. Das ist tolles Zeug, zumindest bis zum Auszug. Ich sehe jetzt schon das Loch in der Decke vor mir.
Dann waren die Glasborde dran. Bohren, Dübel einschlagen, Beschlag festschrauben und feststellen, daß einer von Sechsen so schief hängt, daß man heulen möchte. Nachbohren und Korrektur mit ins Loch geschlagenen Streichhölzern ändert auch nicht viel… Ach F…, so lange die Glasplatte reinpaßt, gehts, da wird einfach eine Shampooflasche davorgestellt.
Der Spiegel war ein Kinderspiel und nun die Lampe. Hübsches Teil, minimalistisches Design, für Möbelschwedenverhältnisse nicht ganz billig. Die Aufhängung war schnell angeschraubt, auch das Kabel klickte sich gut ein. Ich meißelte noch ein bißchen Platz frei, um das Kabel hinter der Lampe nach oben zu führen und öffnete die Feuchtraumverteilerdose. Man muß wissen, daß dieses Bad nur zwei Kabel hatte, die aus der Wand kamen, um eine Lampe zu versorgen. Dann hatte jemand über Putz sehr korrekt, aber mit gräßlich häßlichen Teilen, noch eine Steckdose installiert (die natürlich nur funktioniert, wenn im Bad das Licht brennt). In dem Verteiler lag ein Wust von Kabeln. Mit Plastikfolie eingeschlagene, deren Farbe ich nicht erkennen konnte und Normalfarbige. Eine grün-gelbe Ader steckte mit einer blauen zusammen in der Lüsterklemme. In mir trötete ein Alarmsignal: *Error*Error*Error* Das darf nicht sein! Masse auf Phase!
Andererseits rief ich mich zur Vernunft, denn weder der Fön, noch die Zahnbürste hatten sich nach Strom auf dem Gehäuse angefühlt. (Ich bin ein lebendiger Kriechstromdektektor, hatte ich das schon mal erwähnt?) Mein Phasenprüfer hatte sich nach jahrzehntelanger Dienstzeit verabschiedet. Argl! Mit meinem Vater wegen eines Ratschlags zu telefonieren hätte bedeutet, daß er mir einen mindestens halbstündigen Vortrag über Elektroinstallation ohne für mich brauchbare Informationen hielt und mich dann mit den Worten verabschiedet hätte: Mädel, laß die Finger davon!
Ich warf das bei Twitter in die Runde, und siehe da, Texas-Jim gab den richtigen Hinweis: Altes Haus? Nur zwei Leiter verlegt? Klassische Nullung. Also sortierte ich das Kabelchaos, die dumme Frage hätte ich mir nämlich sparen können, wenn der Phasenprüfer funktioniert hätte. Es hatte jemand einfach beim montieren des Lampenkabels braun und blau vertauscht, was ja beim Endgerät auch eigentlich egal ist.
Das hätte ich dann mal. Jetzt nur noch die Lampe festmachen mit dem in der Gebrauchsanweisung beschriebenen „Click!“ in Pfeilrichtung. Was für ein Wunschtraum. Ich versuchte es längere Zeit, dann schraubte ich die Halterung noch mal ab und testete das Einklicken erst einmal so. Aha, auf sehr energischen Druck tat sich da auch was. Ich schraubte das Teil wieder an und positionierte die Leiter so, daß ich mein derzeit doch beträchliches Körpergewicht voll auf die Halterung verlagern konnt. Siehe da, nach nicht mal einer Stunde und einigen energischen Schlägen, bei denen ich betete, daß die Lampe sie aushielte, gab es ein leises „Zapp“, die Lampe hielt und ich war happy.
Die Installation der Waschmaschine verschob ich auf Montag, denn ich hatte einen Bärenhunger. Ein schnelles Curry beim Tubi wurde eine Riesentafelei, weil der Meister hier noch eine Kostprobe und dort noch ein Teechen brachte, denn ich war die einzige Frau allein am Tisch. Ich rollte Richtung Heimat und plumpste ins Bett, um das Essen in isolierendes Fett zu verwandeln. Denn bald würde es Winter sein.
REPLY:
ja, das stimmt! ich habe mir das auch sehr zu herzen genommen! (und es aus lauter neugier ignoriert)
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ach, ich dachte, damit setzt man die metallteile von geräten unter strom. (erinnere mich, das mal so ähnlich in der schule gelernt zu haben, in dem zusammenhang, daß man auf gar-gar keinen fall den schutzleister falsch anschrauben sollte)
Zugegeben: Der größte Teil meines kleinen Hinweises bestand ebenfalls in der Bitte, das einen Fachmann machen zu lassen.
Eine grün-gelbe Ader steckte mit einer blauen zusammen in der Lüsterklemme.
Das ist vollkommen normal. Hätte auf Blau die Phase gelegen, dann hättest Du die Sicherung erst gar nicht einschalten können ;-)