Kinder, vergeßt alles, was sich Leute vor Jahrzehnten über das Jahr 2010 ausgedacht haben. Raketenpost, Atomautos, Mondurlaub.
Im Jahr 2010 verabschiedet sich ein Paar morgens voneinander, um zum Therapeuten zu gehen. Jeder zu seinem, versteht sich.
Der meinige war recht erfreut, daß ich in den drei Wochen seines Urlaubs scheinbar einige Genesungssprünge gemacht habe. Das merkt man selbst nicht so sehr. Aber im Gespräch wurde es mir dann auch bewußt. Den Entschluß, das alte Geschäft zu schließen, bevor das neue läuft, hatte mir mein Bauchgefühl schon immer diktiert und ich lag damit richtig. Alles andere kommt dazu. Die derzeit weitgehend druckfreie Existenz ohne sozialen Abstieg, die ein Geschenk vieler und eines Einzelnen ist. Die Hilfe der Freunde weil ich weiß, daß sie für mich da sind und die vielen konkreten Anregungen, Impulse, Hilfestellungen und Zuwendungen, die ich mir nie hätte träumen lassen.
Teilweise kommen sie auch von Leuten, die mich vorher garnicht kannten. Der Therapeut, der die von der Kasse bewilligte Stundenzahl schon im Frühjahr ausgeschöpft hatte und trotzdem weitermacht. Der Unternehmensberater, der auf einen Teil seines Honorars verzichtet.
Und der Respekt, den ich von Kollegen und Kunden bekomme, die mich anrufen und fragen, ob ich wirklich aufhöre und was ich jetzt machen will. Die den Kontakt zu mir nicht verlieren wollen.
Das ist der Hammer. Damit hätte ich nie gerechnet.
Die zwei Stunden, in denen ich gestern darüber redete, warfen mich hinterher einfach um. Ich schlottete am ganzen Leib, als ich die Praxis verlies und mußte erst einmal schlafen gehen. (Was sonst?)
Am Nachmittag kümmerte ich mich um die Balkonpflanzen, erntete die erste rote Tomate (genauer gesagt, kullerte sie mir in die Hand) und strich noch ein paar Quadratzentimenter Küchenwand. Das geht immer stückweise, weil vorher der Boden dekontaminiert und mit Wachs versiegelt und die Möbel verrückt werden müssen.
In C-Burg traf ich nach langer Zeit mal wieder den Nachbarn und plauderte mit ihm. Auch er bescheinigte mir, daß ich völlig verändert sei. Er hatte mich im letzten Herbst, in meiner schlimmsten Panik & Hausnichtverlassen-Zeit mal rausgeklingelt und ich muß damals einen schlimmen Eindruck auf ihn hinterlassen haben.
Am Abend machte ich eine längst fällige Horrorabrechnung, die ein erfreuliches Ergebnis hatte. Ich hatte über den Daumen gepeilt mit einigen Tausend Euro mehr gerechnet, die ich zu zahlen hätte.
Nur das KIndchen machte mir Sorgen: pünktlich zu Urlaubsbeginn ist sie erkältet, wie früher.
REPLY:
hach dein wort in gottes ohr!
mut und qualität setzen sich durch!!!
und kindchen werden wieder gesund.
gute besserung auch :-)