Einmal nach Palermo, bitte!

Als ich im Januar diese Geschichte zusagte, da verdrängte ich den Gedanken „Huh! Gaaanz viele fremde Menschen!“
Mein Unbewusstes produzierte einen schönen Traum: Ich fiel am Flughafen in Ohnmacht und blieb daraufhin zu Hause. Wir sind hier aber nicht bei „Wünsch dir was!“ sondern bei „So isses!“
Deshalb fuhr mich der Graf heute nach Tegel und ich saß eine Stunde später unbeschadet in einem mäßig gefüllten Flieger.
Ich schlief noch eine Stunde vor, nach der Landung fuhr ich mit dem Bus in die Stadt, schusselte mit meinem Koffer durch Müll und extrem kaputte Straßen. Palermo sieht aus, wie viele festungsartige alte Hafenstädte im Süden: Cádiz, Palma di Mallorca, Alghero, finde zumindest ich. Es ist etwas dreckiger als Berlin, aber ich hatte mir das schlimmer vorgestellt. Schon komisch, daß dieser Stadt vor allem der Ruf „Müllberge“ vorausgeht. Was erstaunlich ist: es ist hier fast so warm/kalt wie in Berlin. Allerdings ist die Temperaturschwankung zwischen Tag und Nacht nicht so hoch. Man sagte, heute sei der erste Sommertag gewesen. Ich klingelte im Headquarter der Organisation, die eingeladen hatte. Niemand öffnete. (Ich hätte anrufen müssen, weiß ich jetzt.) Da es noch zwei Stunden Zeit hatte bis zum Transfer in das Kloster über der Stadt, setzte ich mich auf einem winzigen Platz auf eine Bank und strickte.

Die Nähdamen hatten mich schließlich angefixt. Tücher stricken ginge immer. Und ich war froh darum, verging mir doch die Zeit sehr angenehm und schnell. Vor allem, weil ich erst mehrere Male die ersten Reihen auftrennen mußte, bis ich wieder wußte, wie es geht.
Dann ging alles sehr fix. Eine Fahrt durch eine zugestaute Stadt im Fußballrausch bis zum Fuß der Berge. Zimmerzuteilung. Essen an einem Refektoriumstisch. Caponata, Spinatfrittata, Reissalat, etwas Wein.
Mein Englisch funktioniert leidlich. Komplexe Dinge kann ich damit leider nicht ausdrücken, aber es geht. Es gibt zwei Frauen, die gut Deutsch sprechen, eine Bulgarin, die in Bayern lebt und eine Holländerin, die in Deutschland gelebt hatte. Also bin ich nicht rettungslos verloren.
Und als ich müde wurde, stürzte meine englisch Sprachdatei im Kopf kurzerhand ab und ich konnte nicht mal mehr den einfachsten Sachverhalt ausdrücken. Das wird hier gutes Training.
Außerdem widerspiegelt meine Situation das behandelte Thema. Wie kann jemand an der Gesellschaft teilhaben, dem grundlegende Fertigkeiten und Kenntnisse zu kommunizieren und Wissen zu erlangen, fehlen? Zu welchen Einschätzungen kommt so ein Mensch? Wie läßt sich das ändern?
Ich habe mich mit meinem fehlenden Englisch auch irgendwie eingerichtet. Als ich Zeit hatte, habe ich lieber Internetsprachzeugs gelernt.
Also geht ab morgen eine Runde Neues erleben los.

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