Boxenstop

Alles wie immer. Ich habe eine Zeit lang viel getan, die Tage waren eng durchgeplant, dann wurde die Freizeit mehr und mein Körper hörte scheinbar mit der Adrenalinproduktion nicht auf. Trotz normaler Medikamenteneinstellung entgleisten mir die Schilddrüsenwerte nach oben. Statt mich auszuruhen, denn ich war erschöpft, verbrachte ich Nächte und Morgen schlaflos.
Am Silvesterabend, nach dem Neujahrs-Walzer unterm Fernsehturm, saß ich bald in der Ecke und wollte nach Hause. Der Neujahrstag, den ich endlich mal komplett faul verbringen wollte, bescherte mir ein neues Gefühl, ein allumfassendes „Ich will nicht mehr, lass es doch endlich vorbei sein!“ Keine Pflicht, bei Sonne rauszugehen, kein Essen, das gekocht werden muss, keine geistvolle Unterhaltung, nichts lesen und schreiben (dabei drängt die Titelsuche fürs Buch!), am besten ein paar Wochen standby-Betrieb.
WTF? Das kannte ich noch nicht von mir. Das war neu.
Am nächsten Tag, nach dem Geburtstagsfrühstück mit dem Kind löste sich das. Da reicht dann auch ein Schnupfen mit verstopften Nebenhöhlen. Seitdem liege ich im Bett wie mit Beton ausgegossen, lese das Internet leer, leide grummelnd vor mich hin, lasse mich vom Gatten bepuscheln und weil ich ohnehin keinen klaren Gedanken fassen kann, träume ich irre Sachen.
Von den Kleidern des nächsten Jahres in Jadegrün und mattem Korallrot, von sandgewaschener Seide, leicht glänzendem Wolltuch und feinem Leinen. Von kreisförmigen, brennenden Ruinen und einem Aleph im Flur an der Wand. Von hohen, sonnenstrahlenden Wellen und warmen, schwarzen Steinen.

Wenn Kinder krank werden, dann sind sie hinterher ein Stück größer oder haben etwas gelernt. Das scheint gerade genauso zu sein.

 

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