Wenn man täglich bloggt, scheint es, als passierten einem automatisch diese sonderbaren Begegnungen im Supermarkt.
Ich gehe im Rewe am Tchibo-Stand vorbei. Ich kaufe selten etwas von Tchibo, aber schaue ganz gern, was es gibt. Heute gab es Kuchenbleche to go – ein mittelgroßes Kuchenblech mit einem Deckel und Henkeln zum Tragen. So was fasziniert mich immer sehr, aber im Küchenschrank steht auch schon eine Sandwichtragebox mit Kühlung, die ich in fünf Jahren einmal benutzt habe. Ich wog das Henkelkuchenblech in der Hand und dachte bei mir: Wenn es unter 10€ kosten würde… (kostet es sowieso nicht). Aber es stand kein Preis dran, denn eine Frau war damit beschäftigt, die Regale aus- und wieder einzuräumen, das Wochenangebot wechselte grade. Ich stand ihr im Weg, was sie mir fuchtelnd signalisierte und ich fragte nach, ihr über Kisten steigend ausweichend.
Ickeso: Was ist denn da der Preis?
Sieso: Da müssen Sie in das Heft da (zeigt auf einen leeren Prospektständer) schauen, aber das ist alle.
Ickeso: Aber Sie müssen sowieso einen Preis ans Regal machen. Was kostet es denn?
Sieso: Da müssen Sie ins Heft schauen.
Ickeso: Der Preis steht im allgemeinen am Regal.
Sieso: Holen Sie sich jede Woche ein Heft, dann kennen Sie die Preise. Ich muss hier einräumen und Sie stehen mir im Weg.
Ich hatte kurz eine theatralische Szene im Kopf, in der ich den Marktleiter herbeizitiere, um ihn zu fragen, ob so blöde Antworten der neueste heiße Scheiß für die Kundenbindung seien. Aber dann kapitulierte ich konfliktscheu. Ich hatte auch nichts getan, als vor Weihnachten im Kaufland ein Regaleinräumer die Lindt-Pralinen-Packungen im Dutzend krachend auf die Erde schmiss, um sie anschließend wieder anders einzuräumen, damit die Kunden sie besser kaufen können.
Außerdem sah die Frau gar nicht nach den Leuten der Einräumer-Subunternehmerfirma, mit der der Laden Tarifbindungen umgeht, aus, sondern eher nach einer Art Vertreterin.
In meinem Kopf lief ein Film ab. Verarmte Designerin muss, um nicht ins Berliner Prekariat zu fallen, Tchibo-Regale einräumen und hasst diese scheußlich gestalteten Dinge. Oder so.
Wäre ich ein Mann, hätte dies der Anfang einer romantischen Komödie sein können.
Ich stellte das Henkel-Kuchenblech wieder zurück, murmelte: Das ist mir zu blöd!, und ging.
Sieso (hinter mir her): An der Kasse hätten sie es auch erfahren!
Freundin von mit hat so einen Job einmal für ein relativ bekanntes Unterwäscheunternehmen gemacht: freiberuflich, man bekommt einen Dienstwagen der untersten Klasse, bloß keinen Komfort, der Druck wie viele Geschäfte man besuchen muss an einem Tag, ist eigentlich nicht zu schaffen.
Wobei ich dennoch glaube mit etwas Talent zur Dienstleistung könnte man den Arbeitsalltag mit solches Gesprächen sich auch schöner gestalten.
Der letzte Satz ist gut, den merke ich mir.
„Was kostet das?“ „Das sehen Sie dann auf der Rechnung.“
12,95 €, das wäre der Preis gewesen.
Danke! Dafür hätte ich es gekauft…