WMDEDGT Juni 2017

Frau Brüllen fragt, was wir den ganzen Tag gemacht haben und ich bin wie fast immer und (wie ich gerade nachsah) seit fast 4 Jahren dabei.

Der gestrige Montag begann im Internetnirvana und endete auf der Autobahn, deshalb kommt der Text erst jetzt. Denn wir waren auch dieses Jahr bei Kunst offen im Norden unterwegs, diesmal mit dem Schwerpunkt Kunst in historischer Umgebung vor allem in Vorpommern, den wir uns ausgewählt hatten.

Gestern morgen hatte ich mir zur Sicherheit den Wecker gestellt, denn das Zimmer in Schloß Zinzow, in dem wir übernachteten, war total still gelegen und das Bett stand noch dazu in einem kleinen Alkoven. Aber ich wachte trotzdem kurz vor 9 Uhr auf.
Ich duschte und hübschte mich und zog ein etwas sommerlicheres Outfit an als an dem kühlen und regnerischen Tag zuvor. Dann begann ich, die Tasche zu packen.

Inzwischen war auch der Graf wach geworden und bald darauf gingen wir zum Frühstück hinauf in den großen Salon. Es gab Rührei mit Büffelwurst (schade, die neugierigen Wasserbüffel im Park habe ich nicht fotografiert) und noch andere Leckereien.
Wir zahlten und räumten unsere Sachen ins Auto und fuhren weiter auf unserer Route, die der Graf letzte Woche zusammengestellt hatte.

Unsere erste Station war das Gutshaus Hohenbüssow, wo Bilder von Lasse Pook ausgestellt waren. Ein schönes Haus, voller Kinder und junger Menschen. Das ist für die Gegend nicht so ganz selbstverständlich.
Dann fuhren wir durch das Tollensetal und hielten immer mal wieder an Orten, die uns gefielen.
Unsere nächste Station war das Gutshaus Landsdorf, bzw. der daneben gelegene Kornspeicher. Die Dame des Hauses hatte ihre Hutkollektion hervorgeholt, ihr Sohn steuerte Möbel bei.
Nach einigem Überlegen habe ich jetzt dank des Grafen einen neuen Hut. Der Hut, der mich sofort angesprochen und gesagt hatte: „Ich gehöre doch zu dir, oder?“

Wir aßen noch ein Stück Kuchen tranken Kaffee und schlenderten etwas durch den öffentlichen Teil des Landschaftsparkes.
Dann ging es weiter nach Eixen, wo die Textildesignerin, die ausstellte aber nicht mehr offen hatte, weil sie sich nur für Samstag und Sonntag angemeldet hatte.

Unsere nächste Station erwähne ich nicht namentlich. Decken wir den Mantel der Liebe und des Schweigens darüber. Wenn eine Hobbykünstlerin eine Installation zum Thema deutsche Schuld, Krieg und Flucht in einem aufgelassenen Neubauernhaus macht, ist das interessant. Weniger interessant finde ich, dass ich 5 Minuten nach dem Kennenlernen und bevor ich die Installation sehen konnte, von der Frau ewig lang erzählt bekomme, was ihre Installation bedeutet und was für schlechte und uneinsichtige Menschen ihre Eltern seien, die ihre Schuld in einer öffentlichen Ausstellung vor ein paar Jahren nicht bekennen wollten, obwohl sie eingeladen waren. Wenn ich richtig rechne, muss ihr Vater, der bei der SS war, damals Anfang 20 gewesen sein, wenn nicht jünger und dann heute 90.
Gott sei Dank habe ich für solche ins Klo gegriffene künstlerisch ambitionierten Gutgemeinheiten noch mein spezielles Künstleragentinnengesicht parat und kann die Leute loben, wie toll sie das gemacht haben, um danach sofort die Flucht zu ergreifen.

Wir beeilten uns, weiterzukommen, weil um 18 Uhr alles vorbei war und fuhren nach Sommerfeld, um ins Atelier von Karsten Miller zu kommen. Ich mochte die Kunstschmiedearbeiten sehr. Dazu plauderten wir und bewunderten neben den Plastiken die Maschinen und die Schmiedewerkstatt.
Dann gingen wir noch ein paar Schritte weiter zum Gutshaus Sommerfeld, das im Kern eines der letzten erhaltenen „festen Häuser“ (Wohn- und Wehrturm) der Region ist.

Eine Viertelstunde vor Schluss kamen wir in Schloß Parow an und sahen uns noch eine Einzelausstellung von Petra Feyerherd an, die leider mit Internet nix am Hut hat und so nicht verlinkt werden kann.

Das wars dann.

Es war 18:30 Uhr, als wir in einem großen Bogen, mit einer kurzen Rast an der Trebelbrücke in Nehringen mit Käse, Reiswaffeln und Schokoriegeln, wieder zurück nach Berlin fuhren und nach Mitternacht dort ankamen.

Alle andere Einträge finden sich wie immer hier.

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