Nicht nur Horror mit der BVG, sondern weitere logistische Herausforderungen

Teil 2 des Sonntags.

Kurz nach Mitternacht, die Mondsichel stand hoch am Himmel, die Runde löste sich auf. Wir stiegen von Herrn Luckys Dach wieder nach unten ins Gewühl. Der winzige Fahrstuhl, faßte offiziell vier Personen, war aber mit Glam, dem Couchie und seinem Gepäck und mir  voll. Der Graf wollte lieber laufen.
Die Tür schloss sich und die Überladungssicherung begann mit lautem Dauerhupen, egal, was wir taten, die Tür bleib geschlossen, der Fahrstuhl rührte sich nicht. Der Notrufknopf war schnell gefunden, es meldete sich auch jemand, aber eine Verständigung war nicht möglich, weil das Überladungssignal alles überblökte.
Glam bewahrte kühlen Kopf und rief die Notrufnummer an. Ein junger Mann versprach, uns bald zu retten. Für uns alle ein sehr tröstlicher Gedanke. Couchie hatte inzwischen die Initiative ergriffen und versuchte, die Tür aufzudrücken. Bei der Innentür kein Problem. Die Außentür war allerdings böse verklemmt, sie war immer nur unten einen Spalt wegzubewegen. Worauf der findige Herr Lucky zu unserer Beruhigung erstmal Schnäpse durch den Spalt reichte. Schließlich hatten zwei von uns unbestreitbar eine heftige Neigung zu Panikattacken.
Das Wuchten und Schieben an der aus den Rollen gesprungenen Metalltür ging weiter, Couchie von innen, Lucky von außen. Ich versuchte mir nicht vorzustellen, wie es ist, wenn der Fahrstuhl abstürzt. Nach ein paar Minuten war es dann so weit. Die Tür ging auf, wir waren frei. Der Notdienst mußte etwas später dann nur noch den kranken Fahrstuhl verarzten, der immer noch verzweifelt mit Türen klackerte und rappelte.

Wir trennten uns unten auf der Straße, der Graf hatte das Fahrrad bei sich und stattete mich mit seiner Monatskarte aus. (ein Bonustool für den BVG-Hindernisparcours) Die beiden anderen Herren hatten wohl noch ein vampireske Begegnung mit einem dunkelgelockten Jüngling, dessen leergesaugte Hülle wohl demnächst zwischen Flutgraben und Landwehrkanal aufgefunden wird.
Ich ging zum Schlesischen Tor. Inzwischen waren weniger Menschen auf der Straße, die aber auch nicht weniger Platz brauchten, da sie sich in unterschiedlichen Phasen alkohol- und drogenbedingter Gehbehinderung befanden. Der Zug kam sofort, diesmal wollte ich den kurzen Weg nehmen und wechselte am Kotti zur U8. Alles fein, Zug kommt in 8 Minuten.
Die Macht der Fakten war hart: Auf dem Bahnsteig 300 und 400 Leute und drei Einkaufswagen voller Leergut. Angekündigt war ein Kurzzug. Ich sah mir die Meute an: Singen, Tanzen, Lallen, Kotzen, Drogentourette, alles dabei. Die U1 oben, die mich zum Gleisdreick gebracht hätte, damit ich den etwas längeren, aber bürgerlicheren Weg durch Berlin Mitte nehmen konnte, war auf unbestimmte Zeit ausgesetzt.
Also Taxi, nutzt ja nix. Ich kam unversehrt zum Ziel, nur einmal sprang ein Aggro-Radahrer dem Wagen in die Spur, als er neben uns über die Straßenbahnschiene switchte und dabei andere Radler überholte. Das war noch mal ein reaktionsschnelles Ausweichmanöver auf die Gott sei Dank leere Gegenfahrbahn. Zum Dank fürs nichtplattfahren gabs vom Rad-Ritter einen gestreckten Mittelfinger.

Berlin, manchmal machst du es einem nicht leicht.