Die Farben des Tages

Die Kreativität springt langsam wieder an. Gestern, mit den Eltern in der Uruk-Ausstellung, als ich Farben und Muster sah. Schlichte Muster. Bänder, Quadrate, Rauten, Zacken, Kreise. Ruß, Eisenoxid, Ocker, Kreide, Lapislazuli. Es braucht nicht viel mehr und die Linie und das Quadrat waren mir von jeher lieb für klare schöne Dinge.
Wenn das Fest am Samstag vorbei ist, gibt es Entwürfe und Konstruktionsbasteleien.

Tuaillon1
Bei D 64 nach einer Speakerin zum Thema Datenskandal gesucht. Von 77 Mitgliedern, die sich öffentlich bekennen, 4 Frauen. Das spricht für sich, das muss nicht diskutiert werden. Es wird zu viel Energie auf anderen Schauplätzen verausgabt, in heavy rotation. Leider. Wenn Frauen beharrlich in ihrem Biotop bleiben, ist das für Männer unterm Strich schon ziemlich ok.

Gestern Abend im Schwarzsauer. Dämmerung, Sekt, Nieselregen und Nina Simone. Einer der wenigen Orte, der noch das Kastanienallee-Feeling hat. Sie sind auch alle noch da, die Trainingsjackenträger mit den Moustaches und die Frauen mit kurzen Röcken und Stiefeln im frühen September. Älter geworden wie wir alle, gelebter, unübersehbar.
Ich fühle mich, wie so oft, fremd. Als sich diese Boheme die Nächte um die Ohren geschlagen und von Projekten geredet hat, habe ich den kleinen Unternehmensdampfer gesteuert und ein Kind großgezogen.
Das wird wohl immer so bleiben.

Reinigung

Gestern saß ich mit dem Grafen vor einem Restaurant in der Kastanienallee. Als wir losgingen, zogen sich schon die Wolken zusammen, als wir unseren Burger aßen, wetterleuchteten ferne Blitze und als die zweite Runde Getränke auf dem Tisch stand, begann der Sturm. Eine haushohe Staubwolke raste die Kastanienallee entlang. Zunächst fühlt ich mich hinter der Hecke der zurückgesetzten Restaurantterasse sicher. Beim zweiten Windstoß kam der Dreck von überall. Es schien als würde etwas aus Richtung Danziger Straße die Luft mit einem riesigen Staubsauger aus Mitte raussaugen.
Dann kam der Wolkenbruch und wir schauten erstmal vorsichtig von innen zu. Der Innenraum war heiß und stickig, deshalb setzten wir uns bald unter die Markise und genossen die Frische. Das Nachhausekommen war etwas schwierig. Der Regenradar zeigt noch mindestens eine Stunde starken Regen an (was haben wir eigentlich früher ohne diese Spielereien gemacht?) und wir haben, wie ich bemerken konnte, unterschiedliche Auffassungen von „Ich finde es total toll, durch den Regen zu laufen.“ Der Graf wie immer moderat, ich wie immer exzessiv.
Wir nahmen dann für eine Station die Straßenbahn, der wir noch mit anderen Menschen ob Verschiebung der Haltestelle durch den Matsch einer Baustelle nachrennen durften. (Berlin, ick liebe dir!) Überhaupt. Rennen mit nassen Zehensandalen. Das fühlt sich an wie barfuß rennen und dabei eine Nudel zwischen den Zehen und ein Brett unter dem Fuß nicht verlieren dürfen.

Das Last-Year-Plugin zeigt mir einen denkwürdigen Abend an. Gestern nacht vor vier Jahren begann meine radikale Lebensveränderung, die auch der letzte Blogpost dokumentiert.
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich die Hintergründe wirklich schon erzählen kann. Über bestimmte Sachen schweige ich hier im Blog und nur enge Freunde wissen davon. Ich bin eher nicht der Typ, emotionale Dinge mit allen Fakten auf den Tisch zu werfen. Weil das auch Fakten über andere sind und ich als Betroffene nicht unbedingt gerecht in meinem Urteil über sie bin. Zumindest bindet mich jetzt keine Schweigepflicht mehr.
Nächstes Jahr.