Schießen Sie auf den Pianisten

Gestern ist in der Dachwohnung gegenüber eine junge, lebensfrohe und moderne Familie eingezogen. Sie fördern ihre Kinder sehr. Eines spielt Klavier, es spielt schlecht, aber es gibt sich viel Mühe. (Ich dachte zuerst, daß in der Kneipe unten ein minderbemittelter Alleinunterhalter einen Leichenschmaus musikalisch umrahmen würde.) Gestern übte es fünfeinhalb Stunden bei geöffnetem Fenster. Heute fing es um neun Uhr dreißig damit an.
Ich gebe zu, daß ich verwöhnt bin, wenn der Konzertpianist, der hier einmal wohnte, Schumann übte, wäre ich am liebsten in seine Wohnung geschlichen.
Aber dieses Geklimper? Tadammtadadamm-tadadammtadamm…
Warum sind die mit ihren Blagen nicht in den Prenzlauer Berg gezogen? Lange halte ich das nicht aus.
Herrschaften, beobachten Sie in den nächsten Tagen die Titelseite der Bildzeitung.

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8 Gedanken zu „Schießen Sie auf den Pianisten

  1. Unser Nachbarsjunge übt Posanue, und Schlagzeug, seit Jahren.
    Die Frau seines Musiklehrers kenne ich gut und so habe ich sie gebeten, ihrem Mann zu sagen, dass der Junge kienen Deut besser würde mit den Jahren und man doch von weiterem Unterrichten absehen möge.
    Wir wissen das, sagte sie, aber wir wollen auch leben.

    Meine Geduld ist das Brot der Lehrers.

  2. REPLY:
    ach, der rasenkantentrimmer lief heute morgen auch schon (50qm-Hof, so gut wie kein Rasen!) und um 7 uhr morgens schmeißt die putzfrau vom italiener im haus nebenan ca. 100 weinflaschen ins altglas.

  3. REPLY:
    ich befürchte, ds das auch so ein mindertalent sein wird.
    aber meine nachbarn haben gehandelt. das fenster ist nach einer stunde geschlossen worden. das bleibt hoffentlich so.

  4. Nix da, Prenzlauer Berg! Die Herrschaften wären am besten im beschaulichen Lichterfelde-West untergebracht, wo der moderne, gut betuchte Berliner Familienmensch nach den wilden Jahren im Prenzlauer Berg hingezogen ist.

  5. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß Klaviere nicht nur in der Theorie (altes, abgelagertes Holz) ganz hervorragend brennen. Auch wenn es für den kultivierten Menschen sicherlich das letzte Mittel der Wahl ist, ein Instrument zu zustören, so mag ob solcher akustischen Folter sogar darin eine gewisse Befriedigung liegen.

    Um strafrechtrelevanten Taten vorzubeugen stelle ich Ihnen, Frau Koma, auch gerne ein hervorragend zur Phantasieunterstützung geeignetes Abbrand-Video zur Verfügung, das ist fast so gut wie selbst verbrennen.

  6. Frau Kitty, wir könnten kurzfristig zwecks Vergleichsmöglichkeiten unsere Domizile für ein paar Tage tauschen. Anzubieten habe ich einen nicht mehr ganz jungen, lebensfrohen und modernen Pensionisten, der leidenschaftlich gerne tischlert, schleift, sägt und überhaupt alles gerne macht, was mit entsprechendem Einsatz von lautem Elektrogerät verbunden ist.

  7. REPLY:
    gerne gerne! wenn es ganz schlimm wird, beame ich es auf die gegenüberliegende auswand.

  8. Dies Plage mit den Blagen gibt es wohl überall. Hier bei uns gibt es auch einen Stadtteil in dem das Maß Demeter heißt. Dort werden prinzipiell und unbedingt immer in der Mittagspause und bei geöffneten Fenstern Instrumente über die Grenzen der ihnen vorbestimmtem Belastung hinaus getrieben. Nichts gegen experimentales Tönen. Aber dauernd und so laut…??? Aber wehe es dreht einer seine Stereoanlage auf, nachmittags, ausserhalb der Ruhezeiten. Dann ist aber was los hier.
    Ich fühle mit Ihnen.

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