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Child in Time Deep Purple. Die älteren Herrschaften unter der geneigten Leserschaft werden sich sicher erinnern. Die jüngeren sollten sich mal bei google informieren. Aber nee, nee, nicht umsonst downloaden, das ist nämlich verboten.
Es war 2002, glaube ich, da verbrachte ich meinen Weihnachtsurlaub im Riesengebirge. Der Schnee und das Bier waren Klasse, die Knödel haben mich fast zum explodieren gebracht (vertrag doch kein Weizenmehl), Fernsehen und Radio konnte man unter Ulk verbuchen.
Die Wirtin hatte eine Schwarzweiß-Glotze aus den frühen Siebzigern in den eiskalten Flur gestellt, zur gefälligen Benutzung durch alle Gäste. Manchmal sah ein Tscheche sich dort verrauschte Serien an, die aus meiner Kinderzeit stammten.
Im Radio lief Blasmusik oder das Rundfunkorchester intonierte gemeinsam mit dem Rundfunkchor internationale Popsongs. Auf tschechisch. Grausamer kann das Leben nicht sein.
Es gab einen Lichtblick. Ein kleiner UKW-Sender auf einer Bergspitze sendete von Mittags bis Mitternacht ausschließlich Rock und Metal. Scheinbar ein privates Vergnügen, denn es gab nur einen Moderator. Allerdings war der nur im Auto auf bestimmten Strecken zu empfangen, aber das war besser als nichts.
Wir fuhren durch ein nettes Städtchen, da lief Child in Time. Mein damaliger Lebensabschnittsbegleiter bekam ein verzücktes Hippiegrinsen ins Gesicht. Und irgendwie, die Nerven lagen bei uns eh blank nach 10 Tagen Dauerstreit, wir sind einfach tierisch abgegangen. Doch je weiter wir uns mit dem Nachmittagsverkehr durch die engen Straßen bewegten, desto schwächer wurde der Sender! Und dann sind wir auf den Marktplatz ausgeschert sind im Kreis gefahren und haben gehalten, als die Musik wieder zu hören war. Direkt vor einer barocken Pestsäule mit verzückten, tänzelnden Heiligen stand also ein völlig verdreckter E-Klasse-Daimler mit zwei headbangenden, laut singenden Verrückten. Wir sind Gott sei Dank nicht eingeliefert worden. Und wir hatten für die nächsten 6 Stunden das Kriegsbeil begraben.