Oper der Phantome, V.K.Ludewig

Oper der Phantome ist die Fortsetzung von V.K. Ludewigs Phantasy-Erstling Ashby House, nun hat es Laura Shalott nach Berlin verschlagen.
Wieder das Intro wie bei der Besprechung des vorigen Buches: Ich bin ja eigentlich keine Schauerroman-Leserin, also nicht Zielgruppe und zudem Theaterdramaturgin, keine Literaturfrau. Eine komische Perspektive, um ein Buch zu besprechen, daher kanns losgehen. Schließlich spielt das Buch zur Hälfte in einem Opernhaus, gut bekanntes Terrain für Miz Kitty.

Heldin Laura, nach den Ereignissen um Ashby House erfahren im Umgang mit paranormalen Phänomenen, bekommt ein Jobangebot. Da ihr Leben ohnehin gerade eine Radikalwendung macht, geht sie als Geisterjägerin für eine internationale Organisation nach Berlin, denn in der Komischen Oper ist Gefahr im Verzug.
Berlin, das ist ein Ort, an dem es ganz normal erscheint, dass – durch eine Opernarie getriggert – ein Paralleluniversum durchbricht und seine Spuren hinterläßt.

Bei all der lichten Leichtigkeit, die die Stadt an Sommertagen zu bieten hat, dem Gefühl von Laisser-faire und Jeder-nach-seiner-Fasson, sind und bleiben die Nächte bedrohlich. Der Irre, der in der U-Bahn nach einem schlägt, die Betrunkene, die weinend und Haare raufend die Straße entlangläuft auf der Suche nach jemandem, der ihr zuhört, die Zugedröhnten und Verpeilten, auf dem Weg von Club zu Club, die jungen Schläger, die ihre Aggression ziellos ausufernd an Stadtrand-Bahnhöfen ausleben, auffällige Limousinen, die unauffällige Imbisse und Kioske beliefern – ein Mann, barfuß im Arztkittel, hinterlässt keinen bleibenden Eindruck. Weitestgehend unbeachtet macht er sich im Lauftempo auf den Weg, über die Marschallbrücke zum Pariser Platz, die Linden entlang, vorbei am Adlon und den Botschaften, die Glinkastraße rechts. Schon dort hört er die Sirenen von Feuerwehr und Polizei. Als er in die Behrensstraße abbiegt, kommt er gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Feuerwehrwagen die Sirene und das Blaulicht ausschaltet und in gemächlichem Tempo abfährt. Er hat eine entsetzliche Vorahnung, was dies bedeutet. Er steht in Schockstarre. Die Vorahnung bestätigt sich wenige Minuten später, als ein Leichenwagen vorfährt. (S.222)

Der Spalt zwischen Schönheit, Glamour, Kreativität und den alten, vielfach gebrochenen und gekitteten Gebäuden füllt sich mit sonderbaren Wesen, es droht eine Katastrophe mit vielen Toten. Ich nehme das Angebot des „was wäre wenn?“ dankbar an und lasse mir vom Autor in gewohnter Sprachbrillianz und Imaginationskraft erzählen, wie Laura, ihre Begleiterin Elle und ihre männlichen Helfer versuchen, das zu verhindern.
Sie lesen richtig. Männliche Helfer. Den Bechdel-Test besteht das Buch mit Bravour. Es sind mehr als zwei Frauen in Aktion. Natürlich sprechen diese Frauen miteinander, sie müssen schließlich einen nicht unbedeutenden Teil der Welt retten (oder vernichten, je nachdem, auf welcher Seite sie sich befinden). Und über Männer sprechen sie nur ganz am Rande, denn sie haben wichtigeres zu tun.
Die Männer sind zwar mit ihren speziellen Kräften zur Stelle wenns brenzlig wird, aber ansonsten tun sie, was Männer tun müssen: Beenden Beziehungen, weil sie glauben, dass es das beste für die Frau ist oder sind wunderschön, aber schwul. Das sollte nicht unbekannt sein.
Das Buch endet mit einem wunderschönen Bild. Einer seitenhiebversetzten Hommage an die Stadt, Wim Wenders in leiser Ironie zitierend und sich vor Otto Sander verneigend…
Lesen Sie es einfach bis an diese Stelle, Sie werden genauso entzückt sein wie ich, da bin ich mir sicher.

(Dass ich das Storytelling nicht komplett auseinandernehme, hat einfach damit zu tun, dass ich nicht gelernt habe, wie man so etwas schreibt, ohne zu spoilern.)

Während ich auf Teil drei warte, können alle, die noch nicht einmal Teil 1 gelesen haben, ein interessantes Doppelpack ordern, hörte ich: Kauf „Oper der Phantome“, erhalte das „Ashby House“-eBook dazu.
Glämmy? Könntest du mal bitte einen Link dazu geben? Oder ist die Aktion noch nicht aktuell?

edit: Ich höre grade, das dauert noch etwas…

2 Gedanken zu „Oper der Phantome, V.K.Ludewig

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