Miz Kitty reist mit dem Grafen – Tag 8

Der Morgen begann früh, ich bin mittlerweile ausgeschlafen. Ich ging schwimmen, dann gingen wir zum Frühstück und blieben verwundert vor dem leeren Frühstücksbuffet stehen. Es war eher früher als gestern, es konnte also noch nicht abgetragen sein.
Die Damen servierten dann eine Wurstplatte, Brot und Marmelade. Die Polen am Nebentisch wurden gefragt, ob sie noch Müsli oder Eier wollten, was ich Gott sei Dank verstand. (Miz Kitty hat auf Reisen immer Panik, nicht genug zu essen zu bekommen.) Dann orderte ich auch einige Kleinigkeiten nach, die gestern auf dem Buffet waren: Obstsalat, Naturjoghurt, Gurke, Tomate… Also, wir wurden satt. Scheinbar lohnte sich das Buffet im Augenblick für die Belegung nicht.
Nach einer Stunde in der Sonne brachen wir nach Agnetendorf auf, hier begannen laut Google Maps jede Menge Wanderwege und ich wollte das Gerhardt-Hauptmann-Haus sehen. Letzteres war zu, es war Montag. Erstere waren nicht zu finden. Auf unserem Erkundungsweg waren wir schon fast im nächsten Ort gelandet und ich hatte gesehen, daß dort Wege ausgeschildert waren. Wir hielten dann zwischen den Orten auf einem Höhenzug, damit wir uns den Aufstieg sparten, denn der Weg zur Alten Schlesischen Baude kam hier vorbei. Ausgeschildert war der Weg mit zwei Stunden. Das sind aber sportliche Zeitangaben, nicht die für die Omis mit dem Krückstock. Wir brauchten 3 Stunden, vor allem, weil ich schnaufend wie eine Dampflok hinaufwalzte. (Ich schnaufe ja immer, egal wie schwer oder leicht ich bin, wie trainiert oder untrainiert. Der Blutdruck sei schuld, meint der Arzt, ich versuche im ersten Gang 100 zu fahren.)

Der Weg ging größtenteils durch ein steiniges, nur in der Schneeschmelze benutztes Bachbett, durch das immer mal Schichtenwasser floß. Mal war es breit und hell, doch meist eng und feucht und die Steine bemoost. Im ersten Drittel des Wegs tranken wir Wasser aus einem Bach, überalle standen Blaubeerbüsche, mit vielen dicken und süßen Früchten.  Uns waren auch schon Leute mit Eimern entgegengekommen. Eigentlich jammerschade, daß ich mich nicht einfach hinstellen und Marmelade kochen kann.
Wir machte 600 Höhenmeter, bis wir zum Ziel kamen, der Baude kurz unterm Veilchenstein. Waren uns vorher kaum Leute begegnet, war es dort natürlich voll. Es waren sogar Leute mit einem Zweieinhalbjährigen Kind oben, was ich sehr cool fand. Wir aßen Bratwurst (es hätte auch Fleckensuppe gegeben) und tranken Kaffee und da wir für den Aufstieg so viel länger gebraucht hatten, beeilten wir uns sehr, wieder abzusteigen. Das üble Ziepen in meinem linken Knie erwies sich Gott sei Dank nicht als dauerhaft. Abwärts gehen auf glitschigen Steinen braucht Konzentration und ich war froh, meine guten Wanderschuhe zu haben. (Die Polin von Welt trug hier Wanderschuhe, aber meist immer noch Umhängetasche.)
An dem Bach, an dem wir auf dem Hinweg getrunken hatten, machten wir kurz halt und ich sprang ins Wasser. Herrlich, dieses Hallo-Wach-Gefühl danach.
Je näher wir dem Auto kamen, desto schneller trabten wir. Wir wollten schon losfahren, da sprachen uns zwei Beerensammlerinnen an, ob wir sie mit ins Tal nehmen könnten. Wir packten die Damen ins Auto und nahmen sie mir bis Sobieszow. (Ich bin in meinen jungen Jahren so viel getrampt, das muß man auch zurückgeben.)

Nach Schloß Wernersdorf   zurückgekehrt, fragte ich noch einmal nach, ob wir einen weiteren Tag verlängern könnten. Denn ich konnte mir nicht vorstellen, daß das fast leere Haus ab morgen so voll ist, daß unser Zimmer vergeben ist. (Man erinnere sich, vorgestern zeigte man uns ein kleines Zimmerchen als Alternative). Siehe da, es ist frei. Woran ich aber erst glaube, wenn wir morgen früh mit der Tagesrezeption gesprochen haben, denn der Nachtportier – der Mann mit dem Handscheinwerfer – mußte sich von der Kellnerin helfen lassen, die deutsch sprach, und geblockt hat es keiner im System.

Dann war relaxen angesagt, meine Beine sind zentnerschwer. Schwimmen, Badewanne, essen. Diesmal gab es einen mittel aufgeräumten Teller: Ente mit Balsamicolinsen. Dann der übliche Cosmopolitan in der Bar und nun bloggen in der Bibliothek.
Morgen geht es zur Schneekoppe.