Kittys Ehesprechstunde

Nicht der synchrone Orgasmus, nicht das gemeinschaftliche Durchleben der Preßwehen, nein, die Climax partnerschaftlichen Zusammenseins ist es, beider Menschen Bücher in ein Regal zu stellen. Da hat man sich geeinigt, welche Waschmaschine bei e*ay zum Verkauf gestellt wird, hat Küchengeräte, Töpfe und Geschirr auf allzu grobe Doppelungen unter Beachtung emotionaler Bindungen gesichtet und separiert.
Und nun kommen die Bücher aus den Kisten. Kurzes Zögern. Wohl denen, die gleich an zwei Regale gedacht haben. Oder die womöglich keine Bücher haben.
In einer meiner früheren Wohnungen hatte ich das Glück, einen kleinen Raum zur Bibliothek erklären zu können. Damals hatte ich noch gut 20 laufende Meter Bücher, das hat sich glücklicherweise etwas reduziert. Ich packte aus und nahm die Bücher des Lebensabschnittsbegleiters gleich mit in meine alphabetische Sachgebietsordnung. Stunden später standen wir etwas bedrippst vor den Regalen.
„Ich hab dich doch gefragt, ob ich sie zusammenstellen soll!“
„Ja, aber doch nicht so!“
Wir haben sie lange Jahre später, als es um die Trennung ging, ohne Probleme wieder auseinanderfieseln können, denn unsere Geschmäcker waren doch allzu verschieden.
Wichtig: Vorher klären und gegebenenfalls die Bücher namentlich markieren. Ich habe des öfteren den Satz zu hören bekommen: Nein, das hab ich nicht verborgt und nicht zurückbekommen, das hat der/die Ex einfach eingepackt. Das muß nicht einmal eine ledergebundene Erstausgabe oder so heiße Ware wie Herrn Billers „Esra“ mit Signatur und Widmung sein, manchmal reicht ein simples Lebenshilfebuch, das längst eingestampft ist. Bücherklau weckt mehr Rachegelüste als ein leergräumtes Sparkonto, scheint mir. Gleiches gilt natürlich auch für CDs.

6 Gedanken zu „Kittys Ehesprechstunde

  1. bücher sind ja größtenteils ungenutzte materie der erinnerung. die wenigsten davon liest man mehrmals. richtig spannend wird das erst bei cds …

    p.s.: der synchrone orgasmus ist eine der überschätztesten dinge überhaupt [endlich konnte ich das mal los werden].

  2. REPLY:
    sorry, ich bin bei diesem film nicht über minute 20 hinausgekommen… oder doch? da war noch was mit nem kerl mit nem häßlichen tisch und auch sonst keinem geschmack. ich habs nicht abgespeichert, warum auch immer.

  3. REPLY:
    …gewonnen! Just in dieser szene – in der mitte des filmes etwa – rät Harry, die bücher vor dem insregalstellen zu signieren.

    Der film leidet in der wahrnehmeung auch ein bisschen darunter, dass das marketing so tut, als ob das orgasmusspiel (allerdings ist der schlusssatz „Ich will genau das, was sie hatte“ wundervoll…) das wichtigste im film sei, die szene ist eher beiwerk. Großartig hingegen finde ich Harry satz „Eine frau als freund, warum nicht?“

  4. Man könnte wenigstens eine gefakten Orgasmus synchronisieren:)

    Meine Bücher sind der Grund dafür, warum ich hoffe, nie mehr übersiedeln zu müssen. Als wir in unser Haus zogen, waren die Bücherkisten mörderisch schwer. Ich wusste damals noch nicht, dass man sie nur halb voll packen darf.
    Seither hat sich der Bestand verdoppelt.
    Ich weiß nicht, wie man Buchmeter zählt. Bei manchen Büchern stehen sie ja dreireihig hintereinander.
    Ich halte mich da eher an die Zahl 5000. Das wird ungeführ hinkommen;)

  5. REPLY:
    hihi. wahrscheinlich sind viele synchrone orgasmen gefakt. es röhrt halt einfach einer mit. (pfui kitty, wie unromantisch!)
    ich habe es tatsächlich geschafft, die jahrezehntelange blockade zu überwinden und kann mich von büchern trennen. wegwerfen könnte ich sie noch immer nicht. ich gebe sie an antiquariate oder lasse sie in cafés liegen. in meinem regal stehen nur noch mehrmals gelesene bücher, die lebensbegleiter geworden sind.

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