Hoppelwoche

Irgendwie hoppelte diese Woche so rum. Da gibt es Texte, die gern ins Blog wollen, die sind aber für mein Zeitlimit derzeit zu umfänglich. Die Tage sind straff durchgeplant, die nächste Stufe beim vorsichtigen Gang ins ernster zu nehmende Arbeitsleben steht vor mir. Bisher habe ich das gemacht, was mir über den Weg lief, ohne zu werben, um die druckfreie Zone zu bewahren. Nun wird es Zeit, Kontinuität reinzubringen.
Wobei ich mir immer wieder vor Augen führen muss, dass nichts mehr so wird wie früher. Ich muss nicht wieder in das alte Muster zurückfallen, der Arbeit viel zu viel Raum und Bedeutung im Leben einzuräumen, keiner zwingt mich. Und ich muß  nicht mit alten Maßstäben messen, jenseits vom alten Pensum liegt der normale Weg und ich muss das erst mal begreifen. Wirklich be-greifen und in den Körper und die Seele bekommen, denn sobald ich da allzu zackzack rangehe, schlackern mir die Knie und der Magen rotiert. Ich habe es doch selbst in der Hand und auch noch Unterstützung und Wohlwollen dafür im Hintergrund.
Dann gibt es wieder die Tage, da will ich zu Mutti, sprich Arbeitgeber, aufn Arm und träume davon in einem Office die Stellung und breite Rücken freizuhalten, während ein paar fleißige Spezialisten in der Weltgeschichte rumdüsen und ihren Job machen. Aber das ist halt ein Traum, nicht die Realität, wie man andernorts deutlich mitbekommt.
Wird schon, ich wurschtel mich grade so durch. Ich brauche diese scheinbar sinnlosen Wurschtelphasen.

Zu Ello hat der Graf schon eine Menge geschrieben, das brauche ich nicht mehr tun, denn im Gespräch, dem dieser Artikel folgte, waren wir d’accord. Schönes Sache, geiles Design, da habe ich Spaß dran und ein paar invites habe ich auch noch übrig.

Diesen Artikel lege ich allen ans Herz, die diese Empfehlung von mir auf Twitter noch nicht bekommen haben. Was mich an Mary Bauermeister fasziniert, sind ihre Kraft und ihre Willensstärke. Es ist ein willkommener anderer Ton in einem öffentlichen Konzert, in dem Klagen über Leiden gern alles übertönen.
Es gibt sie, die starken Frauen, die unbeirrbar ihren Weg gingen, die ihren Kelch austrinken bis zur Neige. Es gab sie auch schon vor fünfzig Jahren, ohne dass sie von jemandem erlöst werden mussten.
Was sie über den Tod sagt und über das Leben:

Das, was ich nicht verdient habe, kann ich sowieso nicht herbeisehnen. Und das, was mir zusteht, kommt von selber in mein Leben. Als Lernprozess, nicht als Belohnung. 

Ja und noch mal ja. Der sensationsheischende Aufhänger des Artikels, die menage à trois mit Stockhausen und seiner Frau, das ist nichts, was mir jemals im Leben passiert ist und wofür ich mich eignen würde. She loves the hard way, würde ich sagen. – Geschenkt, das Interessante steht jenseits davon. Schaffen, eigene Konzepte umsetzen, aufbauen, mit allem, mit Erfolg, Misserfolg, Verkennung und Erkenntnis, das ist es, das liebe ich.

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9 Gedanken zu „Hoppelwoche

  1. Oh, ich hätte dann doch noch gern ein invite für ello.co. Irgendwie ist das im Urlaub komplett an mir vorbei gegangen. (War dann wohl gut, der Urlaub.)

  2. Danke für die Erinnerung. Mary Bauermeister und ihr Buch war schon einmal auf meinem Denkzettel. Auch wegen des ganzen Kosmos, in dem sie sich bewegte(n), die Begegnungen, auch die über durch Stockhausen initiierte Kontakte hinaus. Mich bewegen in dem Interview einige Absätze, die gar nichts mit ihm und der Beziehungsgeschichte zu tun haben. So hat jeder den Fokus auf die Aspekte, in denen er oder sie sich gerade selbst wiederfindet. Besonders die drei folgenden Absätze verursachen mir ein derartiges Wiedererkennen (ich hoffe, es führt nicht zur Abmahnung, dass ich diese kurzen Fragmente hier poste).

    „Ich habe mein eigenes Problem zum Thema gemacht. (…)
    Was tut man mit seinen ganzen Sachen, wenn man alt ist? Mit all den Dingen, die man geschaffen hat?“

    „Ich freue mich eigentlich schon aufs Sterben, weil ich weiß, wenn wir aus dem kleinen Einzelleben raus sind und auf unsere vielen Leben zurückschauen, erkennen wir die Zusammenhänge.“

    „Mir langt’s jetzt bald. Ich freue mich auf mein nächstes Leben. Mein Körper wird mir allmählich lästig. Aber das ist doch gut so: Wer würde denn sonst schon gerne sterben?“

    Das zweite Zitat, ist eine Idee, die mir seit Gedenken durchs Gemüt zieht. Ich hoffe, es wird so sein.

    • Ich glaube, so eine Persönlichkeit ist für einige Frauen eine Spiegelfigur. Sie finden sich und ihr Fühlen und Denken dort wieder. Das ist gut. Wir brauchen solche Leuchttürme. Oder anders, ich brauche sie. Nicht immer, aber schon, um den Kurs abzugleichen und mir zu bestätigen, dass ich keine Macke habe.
      Darum fühle ich mich in der feministischen Diskussion auch so verloren. Das wälzt sich in Pulks wehklagend im eigenen Elend, umarmt sich tröstend und beißt sich tot, sobald eine anderer Meinung ist. Die allfälligen Wortführerinnen führen relativ reduzierte Leben, sie studieren/jobben, probieren hier und da, fühlen sich für Kinder meist nicht reif genug oder klammern den spannungsgeladenen Bereich Heterosexualität für sich aus und haben tierische Manschetten vor dem zu erwartenden Berufsleben. Also nichts und niemand, wo ich Impulse empfangen könnte. Dieser Post beschreibt das ganz gut.
      Nun lässt sich sagen, wir sind selbst schuld, wenn wir keine Wortführerinnen haben. Aber vielleicht ist es das. Wir sprechen mit unseren Taten. Und vielleicht ist es auch ganz gut, damit nicht im Rampenlicht zu stehen. Das verführt nur zu dummen Spiegelfechtereien und hält vom Tun ab.

  3. Der Deutschlandfunk sendet übrigens am Freitag, 5. September, um 20:10 Uhr ein Portrait von Mary Bauermeister: Die Frau in Weiß.

    Und im Deutschlandradio ist am Sonntag, 7. September, um 22 Uhr das Musikfeuilleton „Klangplastik und Lichtorgel. Mary Bauermeister und die Musik“ von Sabine Fringes zu hören.

  4. Dass zu mindestens einem seiner Kinder die Beziehung von Stockhausen senior zumindest phasenweise auch schwierig war, kam in einer früheren Sendung des DRadios Vom Wunderkind zum Klangkünstler. Der Komponist Simon Stockhausen zur Sprache. Simon Stockhausen ist der Sohn von Mary Bauermeister. Der Vater weigerte sich 11 Jahre lang, seinen Sohn zu sehen, nachdem der mit 29 eigene Projekte verwirklichen wollte. Simon Stockhausen wohnt übrigens auch in Berlin.

    • Der Klassiker, die Kinder von großen Leuten haben es nicht leicht. Auch wenn es erstmal so scheint.

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