Flitzeostern

Das ging viel zu schnell! Dabei hatte ich mir bereits einen, nein zwei freie Tage mehr genehmigt. Bremen von Mittwoch bis Sonntag und Mama/Oma-Besuch am Montag, was hieß, wirklich brutal viel zu essen:

Gyros beim Griechen
Borschtsch (Kitty-Spezial-Rezept)
Lachsrisotto mit Spargel
Lammlachs mit Salat und Bratkartoffeln
Lammkeule mit Kartoffelgratin und himmmlischem Avocado-Feldsalat
Sauerbraten mit grünen Klößen und Rotkohl

Nicht zu rechnen jede Menge Kuchen, Eis, riesige Frühstücksgedecke und Naschereien.
Komischerweise sagt die Waage trotzdem, daß ich bald meine weiten Frühjahrsblusen ablegen kann, die ich mir ob der mir gewachsenen wogenden Massen gekauft hatte. Denn ich schlafe nicht mehr so viel. Was bin ich heilfroh, endlich über diese Schwelle zu sein.
Ich hätte mir mehr Zeit nur für mich gewünscht, aber vielleicht wäre dann die Aktivierung nicht so schnell gekommen.
Für die nächsten Jahre habe ich mir ins Muttiheft geschrieben, daß das Kind eine Familienunternehmung wünscht. Ich habe ihr das immer ersparen wollen, daß ich sie mit der Frage: „Was machst du denn zu Ostern?“ anrufe, damit sie nicht tausend Vorwände vorbringen muß, um die Zeit nicht mit der Familie verbringen zu müssen. Zumindest für mich war das jahrelang hochnotpeinlich, bis es die Omas und Eltern endlich aufgaben, mich zu fragen. Aber siehe da, mein Kind tickt anders.
Deshalb besuchten wir am Montag die ältere Generation im Oderkaff. Meine Herren! Auf dem Rückweg wiederholte ich laut das Mantra: „Ich bin erwachsen! Ich bin nicht mehr das abhängige Kind meiner Eltern!“ und das Kind ergänzte: „Sie sind erwachsen, wir sind nicht für sie verantwortlich!“
Schon absurd zu hören, wie der 45jährige Krieg in eine neue Schlachtsaison geht. Vater möchte reisen, Mutter weigert sich, mitzukommen. selbst ins Kino mag sie nicht mit ihm. Die alleingelassenen Tiere und überhaupt mag sie seine Gegenwart nicht in Hotelzimmern und Kinosälen ertragen. Vater ertränkt sich in Alkohol, Mutter potenziert ihre Tierliebe. Vater verunfallt sehr blutig mit weniger Promille als Frau Käßmann die Kellertreppe hinunter, ist der festen Meinung, er wäre gestoßen worden und die Kriminalpolizei sucht den Täter, obwohl der recht hohe Geldbetrag in seiner Börse noch da ist. Mutter füttert im Winter hungernde Meisen und wird vom Hauswirt gerügt, weil eine Taubenherde davon immer fetter wird. Zukünftig zieht sie also nachts los, um Taubenfutter ein paar Dutzend Meter weiter zu platzieren, damit am Fenster wieder ausschließlich Meisen speisen. Aber auch diese nächtlichen Gänge werden bemerkt und zu Anzeige gebracht. Nun begnügt sie sich damit, der Nachbarskatze, die oft draußen streunt, die Reste der häuslichen Katzenmahlzeiten zukommen zu lassen.
Die Großmutter ist immer hinfälliger, aber immer für ein unpassendes Thema gut: „Mädel! Hast du denn überhaupt Geld, dir was zu essen zu kaufen?“ oder „Ich frag mich ja, ob meine Tochter mal so gut von euch gepflegt wird, wie sie mich jetzt pflegt.“ Bingo, immer wieder Volltreffer, die peinliche Schweigepausen und dezent das Zimmer verlassende Familienmitglieder bringen.

In Bremen schreien sie sich an und im Oderkaff schweigen wir und flüchten. Familie halt.

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4 Gedanken zu „Flitzeostern

  1. Ich glaub, ich kriegt grad einen Magendurchbruch.
    (Nicht von der Schilderung der Mahlzeiten, sondern vom „Familienleben“.)

  2. REPLY:
    ich hoffe, sie bekommen den magendurchbruch vom lachen!
    ich habe beschlossen, das ganze in zukunft als komödie zu sehen.

  3. oh ja, diese stagnierenden ehekriege bis zum erbrechen … der nachgeborenen.
    ihre tochter ist klug und cool und hat natürlich recht. enkelinnen haben es auch immer leichter. in diser hinsicht jedenfalls.
    na, nu isses ja rum. duchatmen..

  4. REPLY:
    Werte Frau Kitty, da haben Sie mir viel voraus – sehr viel sogar. Mir gelingt bestenfalls die Tragikkomödie, und auch diese nur gelegentlich …

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