Dorfnotizen 8

Die erste Nacht für Kitty allein zu Haus war der blanke Horror.
Ich lag im Bett und hatte Angst. So sehr, wie ich noch nie welche hatte. Sonst bin ich immer die, die im Dunkeln ohne Mimimi allein nach Hause läuft. Ich habe auch schon in Einzellage gewohnt und nie Probleme gehabt. Keine Ahnung, was das war. Eine Mischung aus nicht am gewohnten Platz und ohne weitere Menschen zu sein, dazu in einem Haus, das von der Anlage etwas Öffentliches hat und das weder Vorhänge (die werden ja grade entworfen), noch großartige Zutrittsbarrieren besitzt. Und vier Katzen ersetzen nun mal keinen Hund. So ein „ausgesetztes Baby“-Trigger schien das zu sein. Ich war einfach nur baß erstaunt, was Seelchen da so veranstaltete. Das volle Programm: Herzrasen, Zittern, Übelkeit, Schwitzen, sogar die Haare sträubten sich mir. Vor meinem inneren Auge liefen natürlich alle jemals gelesenen Krimi-Szenen ab, in denen eine Frau in einem einsamen Haus abgeschlachtet wird.
Dabei war die Nacht eher für die Abteilung Spuk und Übersinnliches gemacht. Die Wiesen und Felder waren voller Nebel, der Vollmond schien auf das weiße Gewaber – beste Gelegenheit, mal ein paar Weiße Frauen und Poltergeister auftreten zu lassen. Das hätte ich eher interessant gefunden.
Entsprechend erschlagen wachte ich dann morgens auf und beschloss, den Tag, der erstmal der letzte Sonnentag zu werden schien, im Garten zu verbringen. Ich rodete trockene, verholzte Pflanzenstängel en masse und machte noch mal ein feines Feuerchen.
Feuer
Nun wird es wirklich bald Frühling. Die Kraniche und Schwäne im nahen Vogelschutz-Teich werden immer lauter, die Vögel singen und die Märzenbecher blühen unter der Hecke. (Das sind doch welche oder?)
Märzenbecher
Als ich wieder ins Haus ging, war die Sonne schon verschwunden. Ich badete erst einmal heiß, denn mir schmerzt vom Harken immer die rechte Schulter und ausgekühlt war ich auch. Nach dem Abendbrot ging es weiter, zumindest eine kliene Nährunde war fällig. Und nun hoffe ich, dass das Seelchentheater nicht ganz so dramatisch wird heute Nacht.

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6 Gedanken zu „Dorfnotizen 8

  1. Bei mir hilft für eine gute Nachtruhe heiße Schokolade mit Honig vor dem Schlafen gehen.

    Aber ich verstehe das sehr gut. Meine Urlaube alleine in Frankreich in dem Haus. In wilder Natur – ohne Stadtnähe. Das sind ganz andere Geräusche, so ein Haus grunzt und stöhnt laut und unhöflich aufdringlich im Gegensatz zu so einer Mietwohnung. Und wenn dann ein Bussard direkt vor dem Schlafzimmerfenster morgens um vier Uhr sich eine Maus greift, dann schreit die in Todesangst sehr laut.

    Ich glaube, Landschlaf muss man sich erarbeiten.

    Gute Nacht heute Nacht!

  2. mensch frau kitty…. da war ich ja jetzt einige tage bei ihnen umme ecke (sah ich erst durch den link zum lieblingsstrand). nur mal gut, dass wir bereits geplant haben, sich unsere wege demnächst absichtlich kreuzen zu lassen. schlaflos könnten die nächte dann natürlich auch werden :-)
    erholen sie sich gut !

    • Das ist ja schade! Sie wären auf einen Kaffee oder einen Wein am Feuer sehr willkommen gewesen! Aber wir sehen uns ja bald.

  3. Und da sind Sie wieder, die Sprachbarrieren zwischen Deutschland und Österreich. Das, was Sie (für Sie völlig richtig) als Märzenbecher bezeichnen, läuft in Ösitanien unter Frühlingsknotenblume, dafür sind Märzenbecher hier die großen, gelben Frühlingsblüher, die Sie als Gelbe oder Falsche Narzisse kennen.

    Es bleibt schwierig, so rein sprachlich gesehen.

    Einschlaftipp: Baldrian als Tee oder auch in Pastillenform.

    • Ich fürchte, das mit dem Baldrian bringts nicht, ich bin schlafe einfach mit aufgesperrten Lauschern.
      Und danke für die Blumennamenunterweisung, die Winterlinge heißen überall so, wie es mir scheint.

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