Davids letzter Film

Zwei Freunde, in Kindheit, Jugend und Studium unzertrennlich, schickt das Leben auf unterschiedliche Kurse.
Der eine wird erfolgreicher Independent-Filmemacher und verschwindet spurlos, mitten in dem Dreharbeiten zum neuesten Projekt. Der andere lebt als Journalist leidlich erfolgreich im Ausland und wird auf dessen Spur geschickt. Ein winterlicher Parforceritt durch das Swinging Berlin Zwanzigzehn beginnt.
Der Enddreißiger kehrt an die Orte seiner jugendlichen Geniephase zurück und sieht, daß alles anders geworden ist, alles.
Ein phantastischer Plot, eine junge, moderne Geschichte.
Gelegenheit, neben den Biografien zweier nach Berlin ausgezogener junger Männer die Biografie von Berlin zwischen Vorwendezeit und Währungskrise zu schreiben.

Jonas Winner, Mittvierziger, TV-Journalist und Drehbuchautor veröffentlicht mit den Psychothriller Davids letzter Film seinen ersten Roman. Und da bekommt Kitty, Ex-Fernseh-Dienstleisterin und studierte Dramaturgin, Probleme.

Den Buch fehlt in den ersten zwei Dritteln die Literatur. Ich lese ein Fernsehtreatment mit den mir nur zu bekannten Dialogdummies. Die von Winner beschriebenen Personen und Orte hören sich nach Briefings für Ausstatter und Castingdirektoren an, die entscheidenen Worte, die einen Stoff zum Leuchten bringen, fehlten. Literarische Figuren sind eben keine Schauspieler. Ich kämpfte mich durch flaches Papier.
Aber ich rate allen, die das Buch lesen, dranzubleiben.
Ab der Beschreibung eines mir bekannt vorkommenden Berliner Clubs bekommt die Geschichte die erwartete/erhoffte Eigendynamik. Plötzlich leben die Figuren und die beschriebenen Bilder.
Von diesem Moment an konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen und lag nachts mit Herzrasen wach, eine Kreuzberger Brandmauer vor Augen.

Das Rezensionsexemplar stellte mir freundlicherweise Annina Luzie Schmid (@girlscanblog) zu Verfügung.

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