Chronicle of Disaster (Epilog)

Wenn alles nach meinen frommen Wünschen gegangen wäre, dann würde ich heute mit einem Glas Rotwein auf dem Sofa sitzen und diesen Text in meinen guten alten dampfbetriebenen Reisevaio hacken. Ab und zu würde ich lächelnd auf einen Küchen- oder Wohnzimmerentwurf blicken und nicken. Ich würde mir beim Nachschenken in der Küche immer mal eine Schmuseeinheit abholen, hätte in den nächsten Jahren einige tausend Euro mehr auf dem Konto und viele Balkone in einer schicken Wohnung um mich herum, die ein Bad hat so groß wie ein Tanzsaal.
Das Leben sah anders aus.
Ich habe 4 Tage ohne PC gearbeitet, was bedeutet, daß ich weitestgehend arbeitsunfähig war. Der kleine Laptop bespaßt jetzt wahrscheinlich einen Kreuzberger Jungtürken. Der große bleibt mindestens noch eine Woche in der Werkstatt.
Unaufwendig Ersatz zu schaffen, war so eine Sache, denn eigentlich wollte ich nach Versagen eines Computers auf Mac umsteigen. Das stand so als Überlegung seit ein paar Wochen im Raum und das Schicksal meinte es leider wieder zu gut mit mir und hat scheinbar mal ein bißchen mit der Vorsehung geplaudert.
So bin ich denn seit gestern Abend Besitzerin eines Powerbooks, das ich mir derzeit eigentlich garnicht leisten kann.
Am Donnerstag mutierte ich dann zum HB-Frauchen. Die wunderbare Wohnungsplanerei, die Entscheidung zwischen 4, später 2, dann hoffentlich einem Objekt oder einem endgültigen Nein wegen mangelnder Kompatibilität des Angebotenen mit Möbeln und Träumen hatte ein abruptes Ende. Die 14 Tage ohne konkrete Zusage erschienen der Hausverwaltung dann doch zu lang, zudem jemand anderes den Mietvertrag ohne langes Gefackel unterschrieb. Verständlich und ärgerlich, war ich doch längst zu einer Entscheidung bereit, aber zum Zusammenziehen gehören nun mal mindestens zwei. Was mir als sinnlose Verschwendung meiner Lebensenergie und Zeit erschien – was ich auch klar und laut zum Ausdruck brachte – erstaunte mein Gegenüber. Natürlich wäre das Ereignis extrem ärgerlich, aber es wäre ohnehin alles noch alles im großen Bereich des Vielleicht gewesen, dann käme eben was neues. Argh. Ich habe wirklich andere Hobbies. Dann geht es wie geplant in einer Woche nach C-Burg in 110 qm und nicht in 10 Wochen nach Schmargendorf auf 180 zum Kampfpreis. Meine Geduld, das Thema Entscheidungsfähigkeit betreffend, ist allerdings endlich.
So bleibt mir zum Wochenende nichts anderes übrig, als mich an der Einrichtung des silbrigen kalifornischen Schmuckstücks zu erfreuen.

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7 Gedanken zu „Chronicle of Disaster (Epilog)

  1. Hm. Wie Sie die (verpasste) Wohnung beschreiben
    (180m² !!!), wär ich an Ihrer Stelle stark in Versuchung gewesen, das Teil alleine zu annektieren, zumal „Kampfpreis“ für mich soviel wie „Schnäppchenpreis“ bedeutet …

  2. REPLY:
    nein, das hätte ich nicht allein geschafft. allerdings gemessen an der ausstattung und der lage 15% unter den üblich aufgerufenen preisen und 20 % unter dem, was wir derzeit zusammengerechnet zahlen.
    (das loft, das ich noch bewohne, war von mir gut verhandelt, die nachmieterin zahlt 250 € mehr…)

  3. Torzt aller Gemeinheiten des Schicksals gratuliere ich an dieser Stelle zum neuen Powerbook. Viel Spaß beim Einrichten.

  4. REPLY:
    danke! es ist eine völlig andere welt aber nicht minder spannend.

  5. REPLY:
    es ist ja hoffentlich bekannt, dass man diese „andere welt“ via bootcamp an die „bekannte “ heranführen kann …

  6. REPLY:
    ich bin immer noch nachhaltig beeindruckt, wie simpel das ist.

    p.s.: das touchpad ist das einzige, was – zumindest bei mir – nicht so schön funzt wie unter OS X. das kontextmenü der rechten maustaste und so. zwei finger auf dem pad + taste. danke, dass man das in der beschreibung nirgendwo nachlesen kann und ich lange zeit dachte, diese alte kalifornische sturheit unheilbare apple-krankheit hätte wieder mal den sprung ins nächste system geschafft …

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