Alte Kamellen

Weil ich derzeit was zu häkeln habe (nämlich ein großes R), hänge ich öfter vor dem Fernseher und sehe mir ältere Perlen der TV-Kultur an.
Zum Beispiel den Polizeiruf „Flüssige Waffe“ von 1988. Fast alle Leute, die da spielen, incl. Regisseur kenne ich irgendwie persönlich. Der Film ist ein wunderbares Stück untergehende DDR. In den Aufnahmen der Städte und Straßen sowieso, aber auch in der Thematik. Man traut sich was. Der ganze Film spielt unter klauenden und saufenden Asozialen. Gefallene Arbeiter, die von einem Sexualverbrecher für einen Kirchendiebstahl benutzt werden. Das ist schon mal mehr als die politisch korrekte Jagd nach Eierdieben sonst.
Und dann ist das Ganze auch noch als großes existenzielles Drama inszeniert. Es wird heftig theatert. So heftig, daß das ganze fast schon alte Ufa-Filme erinnert, wenn nicht die Schauspieler die Brechtsche Sprechschule hätten, die Dialekte anklingen läßt. Ulli Mühe noch mit (einigen) Haaren auf dem Kopp, Jenny Gröllmann (noch) als seine Frau, Klaus Gendries, der der Nation hinterher viele Folgen „Für alle Fälle Stefanie“ bescherte, als eisgrauer Kommissar und jede Menge graue Häuser, leere Straßen, plattgetretener Rasen. Sehr schön.
Anschließend dann das Kontrastprogramm. Star Trek. „The Enemy Within“ und „What Are Littele Girls Made Of?“ Sehr schön, mal wieder eine von den alten Folgen zu sehen, in denen eine Handlung inszeniert wird wie im griechischen Theater. Die Leute stehen mit bunten Kostümen herum und texten sich zu. Dann kämpfen sie. Dann texten sie sich wieder zu… Und der gute Kirk muß den Bauch noch nicht einziehen.

Ansonsten? Steuer. Ja, wirklich.
Und der Ärger darüber, daß ich mir in öffentlichen verkehrsmitteln scheinbar ständig irgendwelche Infekte einfange. Nun sind es zu Abwechslung mal dicke Mandeln nd Halsweh.

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3 Gedanken zu „Alte Kamellen

  1. Was die Infektionsgefahr in Öffis angeht, kann ich Ihnen vielleicht ein wenig helfen:
    Meine Schwiegermutter schwört auf eine Empfehlung ihres Mannes, der ihr riet, in Grippezeiten während der Sprechstunden eine oder zwei Wacholderbeeren zu lutschen (nicht kauen, nicht schlucken, da entwässernde Wirkung, und aus demselben Grund auch nicht mehr als drei Stück pro Tag). Da ich mich außerhalb spezieller Gerichte mit Wacholderbeeren etwas schwertue, lutsche ich bei Öffisfahrten echte Pfefferminzpastillen, was ebenfalls sehr gut wirkt. Und nach Verlassen der Öffis bei allernächster Gelegenheit Händewaschen mit warmem Wasser und Seife.

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