6.8. 10

Trotz Regenankündiging war es ein sehr schöner Morgen. Ich zog mir endlich wieder einmal bekleidende Sachen und keine Sommerurlaubsfähnchen an. Es ist immer noch unangenehm, eine zu enge Hose irgendwie zu schließen und danach den halben Tag pressiert herumzusitzen. Aber ich weigere weigere weigere mich, das Geld für ein oder zwei gute Hosen in der nächsten Größe auszugeben. Das wäre Kapitulation. (Interessant übrigens mal aufmerksam in der Stadt darauf zu sehen, wie viele Fauen in meinem Alter sich weigern, zu kapitulieren und herumlaufen wie Preßwürste.)
Ich war immer noch angeschlagen von dem Umzugstag. Blöd von mir, aber ich trage dann doch mit und stehe nicht nur herum, was mir meine mehrfach mit Ersatzteilen versehene Beckenregion nicht unbedingt dankt. Die Kreuz- und Unterleibsschmerzen wurden nun von einem allgemein vergrippt-angeschlagenen Gefühl abgelöst, das mich bis zum Nachmittag eher kriechen und robben, denn aufrecht und erfolgreich arbeiten ließ.
Nach einer Stunde Schlaf auf meiner immer noch improvisierten Matratze ging es wieder.
Nebenbei: Ich wüßte nicht so recht, wie ich fünf Tage in der Woche für einen Arbeitgeber tätig sein sollte. Ich kann ja schlecht mittags mit meiner Schmusedecke unter den Schreibtisch kriechen.

Dann bereitete ich mich auf ein Treffen vor. Eines von der Kategorie Lange her. Ein Mensch, den ich im Studium nur flüchtig als Lehrbeauftragten erlebt hatte. Irgendwie sind wir uns letztens wieder über den Weg gelaufen und hatten beschlossen uns auf einen Kaffee zu treffen. Da Kontaktpflege für mich immer noch ein großes Ding ist, putzte ich mich etwas heraus. Als ich den Deckel von meinem Parfumfläschchen nahm, brach der Flaschenhals ab und meine Hände badeten im Duftwasser. Gott sei Dank lief nichts auf die Hemdmanschetten. Doch ich stank trotz Händewaschen.
Das Treffen war angenehm. Er ist als Radiojournalist immer noch recht gut im Geschäft, weil er eine Nische besetzt. Der umfängliche Roman, an dem er vor 18 Jahren schrieb, liegt zu 80% fertig in der Schublade. Geldverdienen für Kind und Frau ging vor. Kommt mir irgendwie bekannt vor.
Wir spazierten noch ein wenig im waremen Regen durch den Schöneberger Park. Die Signale, daß jemand in der Midlifecrisis dringend noch einiges jenseits einer (scheinbar) übelst eingefahrenen Ehe erleben will, kamen durchaus bei mir an und schmeichelten mir, mehr nicht.
Dann radelte ich zu einem ruhigen Abend durch den stärker werdenden Regen nach Hause.

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2 Gedanken zu „6.8. 10

  1. zum thema presswurst :-) : mir hilft kochen. bis ich mit dem ganzen gedöns dann endlich fertig bin, habe ich keinen hunger mehr und probiere nur das ergebnis, das dann der mann für sich alleine hat.

  2. REPLY:
    bei opulenten sachen geht es mir auch so. braten etc.
    aber ich fürchte, bei mir liegt es auch an der schlaferei. ich habe wahrscheinlich derzeit einen energieumsatz wie ein murmeltier im winterschlaf.

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