12.4.

Es konnte losgehen. Die Wand wurde freigeräumt und wir malten mit der Schlagschnur 2,4×2,2m an, dann korrigierten wir die Position noch einmal optisch, denn obwohl die Markierung mittig war, sah sie nicht mittig aus. Dann die Probebohrung, um zu schauen, wie dick die Wand denn wirklich ist, 12 oder 14 cm. Der Graf setzte den großen Bohrer an, versehen mit einer 12 cm-Markierung und bohrte und bohrte und bohrte. Ich lief zweimal nach nebenan, der Bohrer war noch nicht zu sehen, das Häufchen Ziegelstaub auf der Erde war inzwischen fast 5 cm hoch. Dann, endlich, war es geschafft. Nach 28 cm. Eine Querversteifungswand also. Na Bingo.
Ich lief fluchend ins Arbeitszimmer, um den Grundriß zu holen, war ich doch diejenige, die immer behauptet hatte, das sei eine dünne Trennwand, die nichts zu tragen hätte. Auf Grundriß 1, der für mich ohne Lesebrille benutzbar war, war das auch so. Auf Grundriß 2, den ich manchmal mit der Lupe konsultiert hatte, um die winzigkleinen Maßzahlen zu erkennen, war die Wand dicker eingezeichnet. F…ck!
Also verabschiedeten wir uns zügig von dem Gedanken, die Sache selber zu machen und der Graf telefonierte erst einmal mit einem am Hause beteiligten Architekten. Der meinte, alles nicht so wild. Es bliebe ja genug Wand stehen, ein ordentlicher Träger drunter, dann ist das ok. Ich berechnete inzwischen die Schuttmenge neu. Nix mehr zierlich-elegant PingPingPing die paar Steine weg und peu à peu in den Hausmüll verklappen oder die Onkels auf der Baustelle nebenan fragen, ob wir mal etwas in den Container werfen dürfen. Auch nix mit einem schlichten Holzbalken, den man mal eben zu zweit aus dem Baumarkt heim trägt, weil er nicht ins Auto paßt. Gna…
Am Samstag kommt dann der Superman aus der bosnisch-kroatischen Freundesfraktion, der sich mit Bau die Brötchen verdient, schaut sich das mal an und sagt, was es kosten wird.
Immer noch besser, die retardierenden Momente so eines Projektes kommen gleich am Anfang, finde ich. Um mir das jetzt mal schönzureden.

Dann waren wir am Abend noch auf einer Kinopremiere und sahen Einer wie Bruno. Ich kann garnichts großartig kritisches dazu sagen, weil ich mich einfach nur amüsiert habe. Christian Ulmen darf Forrest Gump spielen. Die jugendliche Hauptdarstellerin ist großartig besetzt. Ansonsten ist der Film mal wieder ein Fernsehbastard und entsprechend weichgespült ist er auch. Im letzten Drittel wird aus dem heftigen Konflikt, daß ein erwachsen werdendes Mädchen mit einem geistig behinderten Vater zusammenlebt, der das Niveau eines 10jährigen hat, einfach nur ein Konfliktchen. Beide brechen aus, brüllen sich eine Runde an, betrinken sich und wollen doch weitermachen wie bisher, weil sie sich so mögen. Das ist der Tribut ans ZDF-Hauptabendprogramm, aber kein Kinoniveau.
Das war dann wohl der letzte Film, in denen eine Danksagung an mich in den Credits steht. Und ich war tatsächlich im Premierenpublikum anwesend, als wäre ich zufällig hineingeraten. Nach 1 1/2 Jahren bin ich nun auch innerlich raus aus der Branche.

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